Als mich Ausbeutung erreichte, wusst' ich
Ich bin allein.
Da hörte ich sie ins Ohr mir.
Wir sind ein Volk! geschrein.

Da sah ich viele marschieren
Sie sagten: fürs abendländ’sche Reich.
Ich hatte nichts zu verlieren
Ich lief mit, wohin war mir gleich.

Als ich marschierte, marschierte
Neben mir ein nobles Kleid.
Und als ich nach „gerechte Arbeit“ schrie
Da schrie der Noble es gleich.

Ich wollte nach links marschieren
Nach rechts marschierte er
Da ließ ich mich kontrollieren
Und lief blind hinterher.

Und die an Wucher litten
Marschierten zag und arg
Zusammen mit den Eliten
Für irgendein abendländ‘sches Reich.

Sie zeigten mir einen Steckbrief
Sie sagten: Das ist unser Feind!
Und als ich nun ihren Feind ausstieß
Da war ein Junge gemeint.

Jetzt weiß ich: drüben steht ein Junge.
Ausbeutung ist’s, die uns eint
Und ich marschiere, marschiere
Mit seinem und meinem Feind.

So stirbt mir jetzt der Junge
Denn ich ließ ihn hier nicht rein,
Und weiß nicht, dass, wenn er bekämpft ist,
werd’ ich selber verloren sein.


© B.B.B.


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Beschreibung des Autors zu "Das Lied vom Wutbürger"

Es ist eine Transformierung von Brechts "Lied vom SA-Mann" in die heutige Zeit. Ich hoffe, ich konnte zumindest etwas an Brechts hoher Messlatte heranreichen.

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Kommentare zu "Das Lied vom Wutbürger"

Re: Das Lied vom Wutbürger

Autor: Erika Reinecke   Datum: 04.10.2019 18:45 Uhr

Kommentar: aber hallo, das ist super!!!

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