Das Paradoxon des menschlichen Lebens

Der Mensch wird geboren
Und ist von Geburt an verloren,
Nicht, weil er zum Sterben entsteht,
Sondern, weil er sein Leben lang arbeiten geht.

Kaum den ersten Schrei gesetzt,
Wird das Kind zum Lernen gehetzt.
Denn nur wer früh und lange lernt, kann etwas werden,
Und nur so lässt es sich als Millionär sterben.

Kaum früh genug können wir unsere Kinder beschulen.
Aber wer unterrichtet sie bloß? Es gibt ja keine Lehrer mehr in den Schulen.
Und ab der ersten Stunde lassen wir sie den Druck des Lebens spüren,
Damit ihre kindlichen Vorstellungen sie zu keinen Illusionen verführen.

Und sind sie nach 10 - 13 Jahren fertig, fangen sie an zu träumen,
Und wollen von ihrer Zukunft keine Sekunde versäumen.
Als hätte man sie in der Schule nicht sorgfältig genug gequält.
Da hat die Institution Schule ihren Sinn verfehlt.

Und dann, das wahre Leben beginnt.
Und schon am ersten Tag sind ihre Träume dahin!
Wie es in unserer Gesellschaft üblich ist, in Schulden getrieben,
Machen sie nichts mehr von dem, was sie lieben.

Denn man muss ja schließlich Geld heranschaffen,
Um seine Arbeitskraft neu zu generieren.
So mancher geht dafür sogar anschaffen.
Dann wartet man brav bis 67 mit dem Krepieren!

Man gibt alles bis zum letzten Tag,
Ebnet sich selbst den Weg in den Sarg.
Denn was soll man gegen dieses Grundprinzip der Gesellschaft machen?
Sich etwas sinnlos zur Revolte aufmachen?

Und eines Morgens wacht man auf,
Steht von Schmerzen gezeichnet auf,
Blickt in den Spiegel und sagt sich:
„Wo ist all die Zeit? Bald sterb´ ich!“

Im Spiegel ein müder, desillusionierter Blick,
Kein winzig kleiner Funken Glück
Und die Frage nach dem Sinn eines solchen Lebens,
Nach 40 Jahren scheint das Schuften so schrecklich vergebens.

Und am Tage der Rente zum Abschied einen tödlichen Herzinfarkt.
Das Leben wird dann auf nach dem Tod vertagt.
Wegen all der Arbeit hatte man ein ganzes Leben
Lang keine Zeit, um dieses Leben zu leben.


© Jacques Bernard


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Kommentare zu "Das Paradoxon des menschlichen Lebens"

Re: Das Paradoxon des menschlichen Lebens

Autor: Maline   Datum: 20.07.2019 10:05 Uhr

Kommentar: Wir wurden dazu erzogen, schaffe in der Jugend, dass du das Alter geniessen kannst.
Jetzt bin ich in Pension und unheilbar krank. Nichts mehr ist´s, mit was sehen und erleben. Ich sag meinen Kindern: "Macht was euch möglich ist und Freude macht - jetzt! Sonst ist der Zug abgefahren!
Ich versuche aus dem was mir blieb, noch das Beste herauszuholen.

Liebe Grüsse Maline

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