Ach ihr Menschen, ach ihr Dummen!
Verharrt in eurem Rederstummen.
Kein Ton und keine Worte,
Wählt ihr weis‘ nach eurer Sorte.
Gar zu hoch und gar zu stumm
Müsst ihr doch bekennen, dumm,
Dass euer Schwatzen, euer Reden,
Nicht beeinflusst jene Fäden,
Die das armsel’ge Schicksal führt,
Das ihr erkaltend in den Gliedern spürt!
Nichts an euch ist wahr und rein,
Jeder Zug an euch gelogen fein.
Jeder Blick und jeder Wechsel,
Bringt euch auf ein neues Rätsel,
Das ihr nimmer lösen wollt‘,
Lieber wartet, dass der Tod euch grollt
Und dann alle lieben Silben,
Verewigen als Schmutzenkerben,
An eures selbstgezimmert Bettes Pfosten
Auf dass die Ahnen euch vertrösten!
Und ihr spüret keine Schuld,
Für eure unnütz‘ Gotteshuld!
Ihr spüret Wärme und Vergeben,
Weil der Egoist nur hier wird streben!
Es wird auf kummervolle Weise
Eich die letzte Henkersspeise,
Euren Hals und eure Worten
In der Kehle heiß zerrotten.
Soll es euch am Schlund zerreißen,
Euch den falschen Mund zerfleischen!
Auf dass am Totenbette ihr,
Das Leichentuch besorgen wir,
Den inn’ren Frieden weit verfehlet
Und euch im Totenreich wie hier
Die eignen Kleider und Charakter stehlet.
Dass euer hochverlogen Spiel,
Nicht in den leblos‘ Abgrund fiel.
Auf dass es ewig weitergeht und ihr nicht findet,
Ihr nur hin und her und hoch und runter schindet
Für euer großes Ziel,
Das friedlich klingend Seelenspiel.
Doch ach, es ist ein Stummes
Und nicht gemacht für solch ein Dummes
Geschöpf wie die – ach, Menschlein!


© Johann242


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