Wir konnten nichts tun

Ich frage Euch
was
verbrechen wir bloß
mit unsrer Erde.
Ich frage Euch
ob wir,
ob wer,
wenn ja,
denn wann,
doch mal klüger werden.

Ich sage zum Freund, ich bin gerne bei dir.
Ich sage zum Nachbarn, trink doch ein Bier mit mir.
Ich sage dem Kollegen, der Sturm wird sich legen
Ich sage dem Kollegen, er wird seine Beförderung erleben.
Ich sage dem Dorf, wann unsere Schützenfeste sind.
Ich sage dem Dorf, Eva-Maria gebiert bald ein Kind
Ich sage meinen Kindern, euren Spielplatz will jemand verhindern
Ich sage meinen Kindern, über Erwachsene dürft ihr euch nicht wundern

Ich frage die Stadt, warum plant ihr den Park betongrauplatt
Ich frage die Stadt, welche Planungsalternativen sie hat,
Ich frage mein Landesparlament, ob es Sturm Kyrill noch kennt
Ich frage mein Bundessparlament,
wie es sich zu Gefahren der Erderwärmung bekennt.

Ich frage den Wald, wird das Eichhörnchen auch satt,
Ich frage den Wald, warum er braune Blätter hat
Ich frage die Wiese, wann zuletzt träumte hier ein Paar,
Ich frage den Bach, wie viele Forellen er diesjährig sah,
Ich frage die Berge, wo sich die Tannen verbergen
Ich frage das Tal, warum ist deine Vegetation so kahl

Ich frage den Regen,
wie viel Säure wirst du heute geben.
Ich frage die wiederkehrende Trockenheit,
warum sie immer prächtiger gedeiht.

Ich frage die Wüste, warum unser Klima elendig verreckt
Ich frage die Wüste, wie viele Schicksale sie versteckt,
Ich frage den schleichend schmelzenden nördlichen Pol,
fühlst du dich auch ohne schützende Eiskappen wohl

Ich frage die Erdbebenzone, wie lange Fukushima leckt
Ich frage die Meere, wo sind die Wale versteckt
Ich frage die Vulkane ,
wann startet die nächste Feuerrandale
Ich frage die Tsunamiwelle,
warum bist du so brutal-schnell zur Stelle.
Ich frage den rasenden Tornado,
warum er wütet, wie ein verrückter Desperado.

Ich frage Altmutter Kontinent,
ob sich morgen noch jemand zu ihr bekennt,
oder sie schlicht ergreifend nur Höllenerde nennt.

Ich frage den Mond, ob dort schon jemand wohnt,
Ich frage die Galaxis nach ihrer Einbürgerungspraxis
Ich frage die Sonne, ob ich Asyl sonst wo bekomme

Ich flehe zu Gott mit Schuldgedanken:
Bitte verzeih uns Erdenbürgerkranken.

Und dann stottere ich stumm:
Wir konnten nichts tun.


© Wolfgang Karwatzki


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Können wir wirklich nichts tun?

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Kommentare zu "Wir konnten nichts tun"

Re: Wir konnten nichts tun

Autor: Karwatzki,Wolfgang   Datum: 27.01.2012 3:49 Uhr

Kommentar: Eigenlob mag stinken. Mir gefällt der Text.

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