Abwatschen der schreibenden Zunft
Eine literaturübergreifende Betrachtung


Die bildtypisch grellen

Schreiberlinge
Wollen als freche Eindringlinge
unser ungeschütztes Gehirn
umknoten mit kotzfestem Buchstabenzwirn.

So richtige

Poeten
verstehen, uns zu kneten,
während wir stillversunken lesend
innerlich hören,
wie sie uns betören
und subtil unser Lesevergnügen mehren.

Die
Journalisten

sind die listig-verruchten,
die sich investigativ versuchen.
Sie folgen jeder dürren Spur,
kämpfen zäh mit der Stundenuhr,
sie mühen sich ab
am Tagesklippklapp
und haben am anderen Morgen
schon längst wieder andere Sorgen.

Recherchefreudige

Sachbuchautoren

zwickt es,
an aktuell prickelnden Themen zu bohren,
wie heiß es werden wird auf den Azoren
oder sumpfig in den südlichen Komoren,
wie lernfähig doch ist das Kuckucksaffenkind,
das heute schon Baumwollkokons verspinnt.

Viele episch ausschweifende

Romanautoren

sind vom belesenen Publikum dazu auserkoren,
ihre Werke als Bettlektüre zu verschlingen,
um uns um nächtlichen Schlaf zu bringen

Die klitschig und glitschigen

Yellowpressautoren

werden profitdienlichst eingeschworen,
in ferkeligsten Innereien zu graben,
an denen Stumpfleser sich sausuhlend laben.

Alle erhabenen

Lyriker

wollen als Mystiker
die Welt verklären,
statt zu erklären.
Sie wähnen sich,
oft überschüttet mit allen Ehren,
in verqueren himmlischen Stratosphären.

Die spitzzüngigen

Kabarettisten

fabulieren so, als ob sie wüssten,
was unsere verkorkste Welt
trotz aller Lächerlichkeit
im Innersten zusammenhält.

Stolz habilitierte

Wissenschaftsautoren

haben sich untereinander verschworen,
überheblich überkandidelt zu kommunizieren,
damit Laien dagegen nur ja nicht reüssieren.

Die klassisch antiken

Dramatiker
zählen stumpf von Akt eins bis drei
und ihnen ist literarisch einerlei,
welcher Zuhörer – Cholera oder Pest -
sich in dieses Schema pressen lässt.

Der gestrenge Herr

Kritiker

fuchtelt
als rauflustiger Wickinger
in schlipsverkleideter Gestalt
mit gestählter Streitaxt im Literatenwald,
um blutscharf aufgetischtes Lesegut
zu zerstückeln in neidischem Übermut.

Zuletzt noch die

Schreiber vom Netzwerk

Fast alle verstehen ihr Handwerk
Tausende schreiben eifrig sich krumm
Keiner stochert in Versatzstücken rum
Egal, wie auch immer die Qualität,
ein Lob auf jeden, der sich hier quält
oder besondere Dichtergaben
versprüht,
dass Andere sich daran laben.

26.7.2017
Wolfgang Karwatzki


© Wolfgang karwatzki


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Kommentare zu "Abwatschen der schreibenden Zunft"

Re: Abwatschen der schreibenden Zunft

Autor: Pedda   Datum: 13.12.2017 13:02 Uhr

Kommentar: Hallo Wolfgang,
Ich bin jetzt in der passiven Phase meiner Altersteilzeit und habe dadurch mehr Zeit, um wieder öfter im Netzwerk zu sein. Klasse dein Gedicht über die schreibende Zunft. Hast aber auch keinen vergessen. Vielleicht sieht man sich ja mal wieder?
Es grüßt dich der Peter

Re: Abwatschen der schreibenden Zunft

Autor: Karwatzki,Wolfgang   Datum: 14.12.2017 10:23 Uhr

Kommentar: Hallo Padda,
freut mich von Dir zu lesen. Danke für die Blumen.
Grüße zurück.
Wolfgang

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