Stets wollen Herrscher, das ist ihr Wesen,
Die Gedanken ihres Volkes lesen,
Um Revolten auch früh zu erkennen,
Die man fortfegt mit eisernen Besen.

Zunächst sind Diktaturen zu nennen,
Wo Geheimpolizisten Hirne trennen.
Wer anders denkt, wird's Leben verlieren
Und wie einst im Scheiterhaufen brennen.

Auch bei den Roten kein Protestieren.
Der Staat muss nur wenig kontrollieren,
Spitzel hatten diese Spitzenidee,
Weil Kinder die Eltern denunzieren.

Demnächst hat jeder - nur ein kurzer Dreh,
Einen Chip im Ohr, das tut auch nicht weh.
Die Herrscher empfangen dann schnell und steril,
Die Gedanken per WLAN am PC.

Doch diesmal verfehlt Big Brother sein Ziel,
Geist in den tiefsten Tiefen des Tales,
Die Menschen, die denken halt nicht mehr viel
Und vor allem - nichts Radikales.


© Peddagog, 15.12.2011


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Kommentare zu "Die Gedanken sind niemals frei"

Re: Die Gedanken sind niemals frei

Autor: Karwatzki,Wolfgang   Datum: 15.01.2012 18:59 Uhr

Kommentar: Hallo Pedda,
Dein bitterböser Text, sich einer gesellschaftlichen und/oder staatlichen Totalkontrolle durch Verweigerung, bis zur Denkverweigerung zu entziehen,kommt bei mir sehr gut an.
Die Gedanken bleiben dennoch frei.
Formulierungen in deinem Werk, wie
"Spitzel - Spitzenidee"
oder
" in den tiefsten Tiefen des Tales" -
sind irgenwie meine Kragenweite.

Danke übrigens für Dein "Lausige Leber"-Lob. Nur willst Du garnicht wissen, wie zäh und lange ich daran gefeilt habe.

Zum Handwerklichen:
Warum hast Du die Reimenden AA-B- A in der letzen Strophe abgewandelt in A-B-A-B.
Mich hat das irritiert, aber auch dazu gebracht, über der Pointe länger zu verweilen.
Hat der Dichter da einen Kunstgriff verwendet?

Lieber Gruß
Wolfgang

Re: Die Gedanken sind niemals frei

Autor: Pedda   Datum: 16.01.2012 13:08 Uhr

Kommentar: Lieber Wolfgang,
Ich liebe das Fachsimpeln. Erst mal danke für dein Lob. Ja, ich kenne das: eine Idee zu einem neuen Gedicht kommt schnell angeflogen, aber dann feilt man... Manchmal vollende ich ein Gedicht an einem Tag, manchmal brauche ich Tage oder Wochen. Nun zu deiner Frage: ich wollte im Reimschema mal was anderes ausprobieren. Es reizte mich AA-B-A, um das B in der nächsten Strophe wieder aufzugreifen, also BB-C-B etc. Aber da bleibt das Problem des Endens, denn wenn immer eine neue Endung im 3. Vers folgt, reimt dieser sich zum Schluss nicht mehr. Daher musste ich in der letzten Strophe zu einem Kreuzreim wechseln. Wenn der Leser dabei stutzt und nachdenkt, habe ich 2 Fliegen mit einer Klappe geschlagen. So wie ich dich inzwischen kenne, glaube ich gern, dass du das Thema magst. Wir beide mögen das Satirische, wobei du vielleicht ein wenig ironischer, ich vielleicht ein wenig sarkastischer bin (man könnte auch sagen Horaz gegen Juvenal). Nochmals Dank für die kleine Fachsimpelei. Hat Spaß gemacht.
Dein Pedda

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