Hey, sieh her, ich bin ein Kind,
sieh, ich geh durch Hände
von Eltern, die bloß Ärzte sind,
sehe täglich Gummwände,
in die bin ich hinein eingeboren.
Sieh her, ich bin ein Kind!
Mir ist kalt. Hab nie gefroren,
weil Seelen hier aus Plastik sind.

Hey, sieh her, ich bin ein Kind,
sieh, wie sie mich pegeln!
Weil sie für mich ungreifbar sind,
richten sie mich nach den Regeln,
die sie lange vor mir schufen!
Sieh her, ich bin nicht alt!
Ich bin still, hörst du mich rufen,
hörst du, wie die Peitsche knallt?

Hey, sieh her, ich bin ein Kind,
sieh, ich brauche Pillen,
weil alle andern krank hier sind,
bricht man mir meinen Willen
und verdient an mir, in der Ferne,
dabei bin ich noch klein!
Mein Leben geht an die Konzerne,
ohne jede Chance zum nein!

Hey, sieh her, ich bin ein Kind,
wie soll ich mich je wehren,
wo alle andern tot schon sind
vom Geld und seinen Lehren,
hätt ich gerne eure Schmerzen!
Ich bin ein Kind, hab kein Ziel
und leb getrennt von einem Herzen,
das nie schlug im Trauerspiel!

Hey, sieh her, ich bin ein Kind,
sieh, wie sie mich bügeln,
sieh, wie ich keine Freunde find,
sieh, wie sie auf mich einprügeln,
warum sollte ich mich denn verstecken?
Ich bin ein Kind, geschieht mir Recht!
Sie prügeln jeden Tag mich in die Hecken!
So ist normal. Mir gehts nicht schlecht.

Hey, sieh her, ich bin ein Kind,
sieh, ich spüre keine Hiebe,
weil Seelen hier aus Plastik sind,
versteh ich nichts von Liebe
von der sie reden, ständig schreiben.
Ich bin ein Kind, dass sie nie spürt,
weil die Liebe, die sie groß betreiben
zu einem Kind wie mir nicht führt.


© Sebastian Deya


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