Zapfenstreich

Ein Höhenflieger geht in Rente –
Seine Zeit war längst zu Ende.
Alle hatten` s schon kapiert –
Hat es nur selbst nicht registriert.

Einst war er der Shooting-Star –
Strebte schnell Richtung Talar.
Seit` an Seit` mit Prominenz -
Das wertet auf die Existenz.

Bei jedem Spektakel stets dabei –
Der Anlass war ihm einerlei.
So stieg er auf in höchste Sphären –
Und nahm mit die größten Ehren.

Doch wer viel hat, der will noch mehr –
Und nein zu sagen, das fällt schwer.
So nehm` ich`s halt, oh` Gott vergelt`s –
Ganz wie ein „Wulff - im Schafspelz“ !

Wenn zum Abschied Vuvuzelas dröhnen –
Ihn Absagen ins Mark verhöhnen.
Wird der Blick dann endlich scharf ?
Dass man doch nicht alles darf ?!

Mark Widmaier


© Mark Widmaier. Alle Rechte vorbehalten, besonders das Recht auf Vervielfältigung und Verbreitung.


36 Lesern gefällt dieser Text.


































Unregistrierter Besucher

Unregistrierter Besucher


Beschreibung des Autors zu "Zapfenstreich"

Habe ich einst zum unrühmlichen Abgang von Bundespräsident Christian Wulff verfasst und bin damit in die Frankfurter Nationalbibliothek aufgenommen worden. Irgendwie scheint es immer zeitgemäß zu sein und sich bei manchen Politikern und anderen Prominenten zu wiederholen.

Diesen Text als PDF downloaden




Kommentare zu "Zapfenstreich"

Re: Zapfenstreich

Autor: Harry B   Datum: 31.01.2014 14:24 Uhr

Kommentar: Wie wahr, wie wahr! Wem zu viel Macht und Gier zu Kopfe steigt, der kann tief fallen. Politiker scheinen davon besonders betroffen zu sein. Christian Wulff ist und bleibt dafür ein Paradebeispiel! Vortrefflich beobachtet und verfasst. Kompliment an den Autor!

Re: Zapfenstreich

Autor: Cornelia G. Becker   Datum: 01.02.2014 12:28 Uhr

Kommentar: Tja, wer den Hals nicht voll kriegen kann,
den bringt seine irgendwann einmal zu Fall :)
Dein Vers ist klasse.
Liebe Grüße und schönes Wochenende
Cornelia

Re: Zapfenstreich

Autor: Hans Finke   Datum: 01.02.2014 13:38 Uhr

Kommentar: …wenn Selbstverliebtheit und Machtgewinn sich zunächst glücklich paaren, dann braucht es nur noch einen schwachen Charakter und der Fall ist tief und die Häme groß. Was du beschreibst, trifft nicht nur auf Herrn Wulff zu – beileibe nicht. Unsere „Demokratur“, wie unser Staatswesen jemand kürzlich so schön bezeichnete, hat noch viel Platz für ähnliche Sumpfblüten. – Ich gratuliere dir zum Text. LG Hans

Re: Zapfenstreich

Autor: Michaela Thanheuser   Datum: 01.02.2014 23:56 Uhr

Kommentar: Lieber Mark,

eine sehr gelungene Beschreibung eines tiefen Falles.
Als Österreicherin habe ich das über die Medien mitverfolgt.

Mir wäre es persönlich allerdings lieber, würde die Wahrheit und Gerechtigkeit Menschen von selbst zu Fall bringen. Ich fände es gerechter, wenn unmoralisches Handeln ganz ursächlich den Fall initiieren würde.

Wenn man ehrlich ist und über die Vorgehensweise der Medien offen spricht, unter dem Aspekt, dass es keine Medienfreiheit bzw. Meinungsfreiheit in unserer Demukratur bzw. Post-Demokratie gibt, keinerlei Verpflichtung zur Wahrheit, Objektivität und seriös recherchierter Sachlichkeit, war das ein mehr als böses und insziniertes Spiel aller Sender und Printmedien, wie auch Online-Medien.
Eine Intrige ohnesgleichen, eine Darbietung der Übermacht der Mainstream-Medien, denen ich sowieso kein Wort mehr glaube, weil sie uns nur steuern wollen und das mitteilen, was wir als Masse zu wissen haben oder wissen dürfen, was keineswegs das ist, was den realen Tatsachen/Vorgängen/Entscheidungen hinter den Kulissen entspricht.

Das ist ein Paradebeispiel der gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Hypermacht der Medienmogule in Zusammenarbeit und im Netz ihrer Interessensgemeinschaften. Hier hat man gekonnt ein Exempel statuiert.
Das war keine objektive Presseberichterstattung im Sinne eines journalistischen Ehrenkodexes, das war eine hundsgemeine, abgekartete, primitive Treibjagd.
Und die Frage, die sich mir stellte, was denn tatsächlich ohne unseren Einblick vorgegangen sein musste, wird sich niemals beantworten lassen.
Oder war einer von uns dabei, involviert, beteiligt, direkter/betroffener Zeuge?

Ich maße es mir weder an Wulff zu verteidigen noch zu verurteilen.
Machthungrig und korrupt sind sie zum Großteil alle, sonst wählten sie nicht den Weg, den sie gehen, nicht die Ziele/Gleichgesinnten, die ihnen wichtig sind, - ohne einen Deut an uns Bürger zu denken.
Wer weiß, dass Politiker nur Marionetten in einer Dramaturgie einer kleinen Elite sind und im Grunde nur das tun, was von ihnen verlangt wird, gleich Hunden, die Pawlow´schen Speichelfluss kriegen, wenn man ihnen einen Titel oder Rang zubilligt, dem wird klar werden, dass der Name Wulff gegen jeden anderen Namen austauschbar ist.

Dieses besonders aggressive Vorgehen der Medien hat mich bis ins Mark erschüttert. Sie haben ihre Grenzen überschritten, ihre Macht mißbraucht. Sie haben als geeinte Propagandamaschine funktioniert, und das Ziel dort eliminiert, wo sie eigentlich nichts verloren haben. Nämlich dort, wo wir als Volk zu bestimmen hätten. Dort, wo wir ein Recht auf Information hätten. Ein Recht, das man kontinuierlich abgebaut hat.
Das geht über den Fall Wulff weit hinaus und hat uns etwas demonstriert, das nichts Gutes verheißt.

Aber diese kritische Darstellung hat mir sehr gut gefallen. Und darum geht es hier schließlich.
Danke Mark.

LG
Michaela

Re: Zapfenstreich

Autor: Hans Finke   Datum: 02.02.2014 14:26 Uhr

Kommentar: Hallo Michaela, natürlich hast du recht, was die Vorgehensweise mancher Medien betrifft, wie sie sich mit Wonne auf ein Opfer stürzen um Quote zu machen, in einer Zeit zurückgehender Werbeanzeigen, Zeitungssterben usw.
Nur sollte man in diesem Fall nicht völlig vergessen, dass der „Kondensationskern“ für diese Medienaktion zunächst einmal bei Herrn Wulff und seinen Freunden lag.
Es kann doch nicht der Stil eines Bundespräsidenten sein, persönlich bei BILD anzurufen, um die Veröffentlichung einer solchen Aktion zu unterbinden. Und BILD reagierte später mit dem Statement, „Wer mit uns nach Oben fährt, muss gewärtig sein, dass es auch nach Unten gehen kann“.
Immerhin erschien es dem Ehepaar Wulff durchaus genehm, Hochzeits – und Babybilder, auf dem Höhepunkt ihrer Popularität, großflächig veröffentlichen zu lassen. Dass nach Verklingen des Theaterdonners vor Gericht nur mehr ein teilfinanzierter Oktoberfestbesuch übrig blieb, ist eine andere Geschichte. –
Hätte ich jedoch die Wahl zwischen zwei Arten von Medien insgesamt, würde ich die „nervig-investigativen“ den mundtot gemachten, zensierten immer noch vorziehen, auch unter Inkaufnahme manchmal übers Ziel hinausschießender profilgeiler Möchtegern-Journalisten.
Gruß Hans

Re: Zapfenstreich

Autor: Mark Widmaier   Datum: 02.02.2014 19:44 Uhr

Kommentar: Wow, obwohl das Thema ja schon etwas älter ist, sorgt es immer noch für reichlich Gesprächsstoff und Kommentare. Vielen Dank für die "likes" und die positiven Bewertungen Eurerseits :-)

Re: Zapfenstreich

Autor: Ralf Risse   Datum: 02.02.2014 21:45 Uhr

Kommentar: Hallo Mark, deine Gesellschaftskritik an den Auswüchsen politischer Heuchelei ist sehr gelungen und lässt ahnen, daß wir noch mit mehr in dieser Richtung rechnen können . . ?
Gruß Ralf

Re: Zapfenstreich

Autor: Juergen Wagner   Datum: 03.02.2014 7:52 Uhr

Kommentar: Gut gebrüllt, Löwe! Starkes Gedicht! Grüße! Jürgen

Re: Zapfenstreich

Autor: Frau Hilgert   Datum: 03.02.2014 15:20 Uhr

Kommentar: Lieber Mark, gefällt mir gut, obwohl an manchen Stellen stilistisch und für den Rhythmus noch etwas zu tun wäre!
Ansonsten kann ich bei deinen Worten nur mit dem Kopf nicken :-)
Liebe Grüße Jennifer

https://www.facebook.com/dichtverkehr

Re: Zapfenstreich

Autor: Picolo   Datum: 04.02.2014 22:20 Uhr

Kommentar: Hallo Mark
Eigentlich mache ich mir nicht so viel aus Politik,weil mir die ,,WASSER pedigen und Wein trinken" Mentalität zuwider ist aber das mußte wohl mal gesagt werden.
Gruß Picolo

Re: Zapfenstreich

Autor: wolframjohannesbraun   Datum: 07.02.2014 9:07 Uhr

Kommentar: Hi Mark,
treffend und prägnant beschrieben, klasse! es ist leider KEIN phänomen unserer zeit, was da geschehen ist, nur kann/darf "das kleine Volk" & aufrechte,ehrliche heute dagegen etwas tun. das sehe ich als riesigen fortschritt unseres gesellschaftssystems mit seiner gewalten3teilung.
mich macht bei solchen und anderen vorgängen, fast mehr als die tat, das selbstverständnis/weltbild & das fehlende unrechtsbewußtsein jener personen traurig!
mein gedicht über CW, er scheint mehr menschen zum schreiben gebracht zu haben :-), endet mit orwells worten: " Alle Tiere sind gleich, aber einige sind gleicher ".
mfg Wolfram

Re: Zapfenstreich

Autor: Gaby   Datum: 07.02.2014 17:39 Uhr

Kommentar: Bin gespannt, wie das Urteil ausfallen wird - in zwei Wochen, glaub` ich. Vermutlich milde. Jedenfalls ein tolles Gedicht :-)

Kommentar schreiben zu "Zapfenstreich"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.