Sein Gefieder glänzte im Mondlicht wie ein Klumpen Silber.
Als ich sicher war, dass er schlief, schlich ich ans Ufer
und heftete meine Seele unter seinen linken Flügel.
Ich versteckte mich im Schilf und wartete auf den Morgen.
Endlich hob er den Kopf, lüpfte die Flanken, putzte sein Gefieder
und glitt ins heilige Wasser. Ich ließ ihn nicht mehr aus den Augen.
Vom hohen Gras verborgen, lief ich über den Wiesen neben ihm her.
Er reckte seinen schlanken Hals empor und segelte mit stolzer Anmut
über das Spiegelbild der aufgehenden Sonne:
eine friedliche weiße Galeere.
Am Großen Priel wäre ich fast über ihn gestolpert, gestern,
so gegen Mittag. Er hatte den roten Schnabel im Gefieder
versenkt: ein schiffbrüchiger Schwan neben einem toten Fisch.
Die großen und kleinen Gräser ringsum zitterten voller Ehrfurcht;
mein Wiesenschaumkraut neigte vornehm die weißbunten Köpfchen.
Über Deich und Elbe hing tiefe Melancholie, das Quaken der
Frösche verstummte und mein Haar senkte sich über beide Augen:
ein schwarzbrauner Trauerflor.
Ich sah meinen Schwan die Richtung ändern; er drehte ab
und nahm Kurs auf die Mole. Die oberen Federn seines
Gefieders hoben und senkten sich leicht wie Hände
beim Abschiedswinken. - Ich sah ihn nie wieder.
Mein Schwan ließ Kopf und Hals tief in die Elbe sinken;
ich wusste es längst: Meine Seele, kummerblind, wollte ins Wasser.
Dem Gedächtnis folgend, ging ich über das plattgetretene Gras
nach Hause – betäubt und glücklich wie eine Soldatin nach
einem großen Krieg.
Schiffbrüchig fühle ich mich seither ohne Herz und Seele,
aber neugeboren und stark wie der tote Fisch.
Das Leben isst einen dunklen Alptraum und
verdaut ihn zu einer romantischen Insel,
die man angeblich verschieden interpretieren
kann, darf, soll, nein, unbedingt muss!
Denn ungestüm [ ... ]
Wenn Macht regiert durch Angst und Schrecken,
Blutspuren manch Bürgersteig bedecken.
Mord und Totschlag den Tag „versüßen“,
Menschen mit ihrem Leben büßen.
Licht malt helle Leuchtspurbahnen
in den Alterungsprozess,
Dinge, die von weither kamen,
setzen sich in Träumen fest,
die dir längst Vergangenes bringen
und dein Hiersein noch [ ... ]
Du findest die Hose! Aber die
Strümpfe sind weg. Du suchst die
Strümpfe. Und findest das Hemd.
Und findest die Schuhe. Und den
Schal. Nur nicht die Strümpfe.
Dann setzt Du die Brille auf. [ ... ]