In Stein gemeißelt
Ins Wasser geschrieben
In Rinde geritzt
In Büchern geblieben

Auf Zettel gekritzelt
In Briefen verfasst
Auf Papier gedruckt
Gedanken als Gast

So flüchtig das Wort
Und mächtig der Geist
Die kunstvolle Schrift
Uns Dauer verheißt

Worte

© Inge Hoppe-Grabinger mfE. (Collage 'Der Stein der Schreibenden')


© Jürgen Wagner


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Beschreibung des Autors zu "Worte"

Anm.: es gab und gibt durchaus Völker wie einst die Kelten, oder heute die Aborigines in Australien, die ihre Tradition ganz bewusst nur mündlich weitergeben - und sie dadurch schützen und lebendig halten. Die sog. alten Hochkulturen von Sumer, Ägypten, Indien bis China haben vor 5-6000 Jahren die Schrift entwickelt, wodurch Verträge, Verwaltung und Besitzstände festgehalten, Verfälschungen in der Tradition vermieden werden konnten und eine quasi ewige Bewahrung des Vergangenen möglich wurde. Die Kunst des Schreibens war hoch angesehen, die wenigen Schriftkundigen gehörten zur führenden Schicht des Volkes. In frühester Zeit wurde das Geschriebene auf Tontafeln festgehalten (Mesopotamien) oder in Rinderknochen geritzt (China). Zieht man die Linien noch weiter, sind es Höhlenfelsen, auf die die frühe Menschheit ihre Symbole und Bilder malte.

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Kommentare zu "Worte"

Re: Worte

Autor: Pacaveli   Datum: 12.12.2016 3:21 Uhr

Kommentar: Gefällt mir jut, dieses Gedicht - ich hatte es zwar im ersten Moment als ein "Gedicht über Gedichte" aufgefasst, d.h. einiges eher metaphorisch betrachtet als konkret. Was sicher auch ein ganz schönes Bild ist, in der Summe.
Aber der historische Bezug ist natürlich auch ein erwähnenswerter. Wobei ich schon die ganze Zeit überlegen muss, ob nicht die Kelten und Aboriginis da was richtig machen, wenn sie ihre Geschichte tradieren.
Beim Lesen musste ich direkt inne halten und hatte so das Wort "lebendig" bereits im Kopf, bevor ich es in der Anm. las. Mach Sinn allein für das Gefühl. Denn man ist immer automatisch Teil der Geschichte, wenn man sie neu erzählt, zwangsläufig dann wohl immer in kleinen Abwandlungen. Vielleicht direkt fortgesetzt.
Und. Es beugt Phrasen vor, denke ich. Was Riesensinn macht. Könnte mir gut vorstellen, dass man gelenkiger ist, wenn die Geschichte sich von Generation zu Generation sprachlich zwangsläufig mitentwickelt, wie sich eben die Sprache zwangsläufig entwickelt.

Hier im Deutschen habe ich oft das Gefühl, dass die Sprache nach der Schulbildung erstmal wieder ein bisschen was an Steife und Ordnung verlieren muss, damit sie wirklich frei und individuell fließen kann. Auch die Häufigkeit des Wortes "man" deutet für mich irgendwie darauf hin, dass sich der Ausdruck im Lauf seines Werdegangs bei manchen doch arg entpersonalisiert, Gerade in Gedichten wirkt es für mich oft Fehl am Platz.
Allerdings muss zum Schutz der Heranwachsenden auch dazu gesagt werden, dass es eigentlich ein Unding von echtem Umfang ist, dass kreatives Schreiben, individueller Ausdruck. Nicht gefördert wird in Schulen. Die müssen schon bescheuert sein, die Lehrplanklempner...
Ab dem Kindergarten, wenns mit dem Sprechen losgeht. Sollten da eigentlich schon Spielräume gegeben werden... denke ich....

Peace

Basti

Re: Worte

Autor: Juergen Wagner   Datum: 12.12.2016 13:35 Uhr

Kommentar: Ja, die Sprache ist zwar eine Metaebene, aber wenn wir sie pflegen und entwickeln, kann sie zu etwas Großartigem werden.
Bei Gedichten ist es ja auch so, dass man sie sprechen sollte, um sie ganz aufzunehmen. Ich hatte hier das Bedürfnis, vom Bild her mal etwas in Worte zu 'meißeln'. Danke Dir für Deine weitergehenden Gedanken und Anregungen hier! Jürgen

Re: Worte

Autor: agnes29   Datum: 12.12.2016 19:58 Uhr

Kommentar: Dein Gedicht ist nicht nur ein Gedicht, es ist auch lehrsam. Danke!
LG Agnes

Re: Worte

Autor: Juergen Wagner   Datum: 12.12.2016 20:00 Uhr

Kommentar: Danke Dir, Agnes! Schön, wieder von Dir zu hören! Jürgen

Re: Worte

Autor: agnes29   Datum: 12.12.2016 20:26 Uhr

Kommentar: Hat mich gefreut! Danke dir. Agnes

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