Kurzes Vorwort: Mein Vater erkrankte 2011 ganz plötzlich an Krebs und war 9 Monate an Chemotherapie und Krankenhaus gebunden. Außer seiner direkten Familie (also seiner Frau und seinem Sohn) wandte sich plötzlich jeder von ihm ab. Manchmal lag er wochenlang im Krankenhaus und wurde nicht einmal besucht. Die nähere Verwandschaft besteht aus gut 20 Personen. Ausreden wie "Ich fühle mich in Krankenhäusern nicht wohl" oder "ist es denn wirklich so schlimm?" hörten wir ständig. Zeit hatte niemand, doch glücklicherweise überlebte er den Krebs und kam 2012 wieder auf die Beine. (Er lebt heute ohne bleibende Schäden wieder wie früher!). Dieses Gedicht beruht auf einer wahren Begebenheit und beschreibt ein wenig die Zeit nach seiner Erkrankung.
Als mein Vater auskuriert,
wurde er dann schikaniert.
War ja alles halb so wild,
hatten alle ein verfälschtes Bild.
Gesehen haben sie ihn nie,
als er liegend laut vor Schmerzen schrie.
Als er weinte wie ein Kind,
weil ihm Haare ausgefallen sind.
Ohne Kraft und kahlen Kopf,
der im Inneren auf Besucher hofft.
Schreie klirren durch den Flur,
sind nur Kranke, sterben nur.
Der Tod auf Schritt und Tritt im Zimmer,
auf das Ende wartend - immer.
Alle machen so als wäre,
nichts geschehen, Luftloch, Leere.
Das Thema stets zu vermeiden,
führt nur noch - zu noch mehr Schweigen.
Doch dann kam eine große Wende,
da fiel der Krebs in andere Hände.
Mein Onkel voller Scheren - Krebs,
den er einst nannte - pures Geschwätz.
Da kam er dann ins Krankenhaus,
und die Besucher blieben wieder aus.
Auch wir mussten nun überlegen,
ob wir den Kontakt noch pflegen.
Gleiches stets mit Gleichem vergelten?
Mein Vater konnte dies nicht lang ertragen,
fuhr zu ihm hin und musste ihm sagen:
"Für mich war damals keiner da,
und war dem Tode sehr oft nah.
Hattet keine Zeit für mich,
nun steh ich hier und tröste dich.
Wer einmal hat erlebt dies Leid,
fragt nicht mehr, der hat die Zeit."
*ein Denkanstoß
*beruht auf einer wahren Begebenheit
Kommentar:Es ist schlimm, wenn man so etwas erleben muss. Am schlimmsten ist dabei aber diese Hilflosigkeit, nichts tun zu können. Ein beeindruckendes, leider oft wahres Gedicht. LG Ursula
Kommentar:Toll, dass er es geschafft hat. Mein Mann ist 2004 daran gestorben und es gibt ähnliche Erfahrungen. Für mich hat sich gezeigt, auf welche Menschen ich mich in so einer Situation verlassen kann und Unterstützung bekomme - da ist der Bekanntenkreis schnell um die Hälfte geschrumpft! Viele können einfach nicht mit Krankheit und Todesängsten umgehen! Es ist gut, wenn solche Erfahrungen veröffentlicht werden!
Tage eilen in grauen Kleidern
an mir vorbei, doch ich
glaube zu schweben, eingehüllt
in einem Mantel aus Licht.
Ich habe noch viel vor
und halte die Uhren an,
doch das Leben läuft [ ... ]
Strahlend wärmt der Sonnenschein nach dürstend, finsterer Zeit.
Licht und Wärme streichelt alle Sinne, die wir haben.
Ein Märchen scheint erwacht zu sein, in einem bunten Kleid.
Des Lebens [ ... ]
Gevatter Tod, -unsichtbarer Geselle,
verbreitest bisweilen Angst und Schrecken,
stehst von Anbeginn schon vor der Tür,
gehst neben mir, trittst an des Lebens Stelle.