Ein Monument der Liebe -
Aus edelstem Marmor gebaut!
Ein Bauwerk der Superlative -
Auf das die Welt mit Entzücken schaut!
Die Silhouette von Agra zum Greifen nah -
Am Ufer des Yamuna gelegen,
das Mausoleum für Mumtaz Mahal -
erhält von den Göttern unendlichen Segen!
Denn es wurde mit glühendem Herzen geplant -
Und von ehrlichen, fleißigen Händen errichtet!
Shah Jahan, der Kaiser, hat gemahnt,
dass nichts im Leben mehr gewichtet :
Als bedingungslose Liebe reiner Herzen,
auch wenn er selbst ein strenger Herrscher war!
Ihr Tod bereitete ihm solche Schmerzen,
sie starb, als sie ein Kind gebar!
Er zog sich zurück in die Einsamkeit,
vorbei waren Herrschaft und Kampfbegier!
Eines Tages war er zum Sterben bereit,
man bestattete ihn neben ihr!!! *
Noch heute werden viele Frauen in Indien unterdrückt und erniedrigt ; selbst Vergewaltigung und Tötung von Frauen werden von vielen Menschen in diesem Land nicht als Straftat wahrgenommen! Und ausgerechnet in Indien steht mit dem Taj Mahal das wohl schönste Liebesmonument der Welt.
* "Man bestattete ihn neben ihr" klingt vielleicht unspektakulär; war und ist in Indien aber eine Sensation. Noch heute werden (lebende!) Witwen neben ihren verstorbenen Männern verbrannt.
Shah Jahan war lange Zeit gewiss kein Kaiser von Milde und Gnade; aber seine Frau, die ihm 14 Kinder gebar, liebte er über alles. Schade, dass es ihm nicht gelang, seine Vision von Liebe und Wertschätzung gegenüber (s)einer Frau auf große Teile der Gesellschaft zu übertragen.
Kommentar:Einen relativ aktuellen Fall gab es ja erst letztes Jahr und es war in der Tat erschreckend, wie ein Großteil der indischen Bevölkerung damit umging. Ich glaube gelesen zu haben, dass die Täter aber gefasst und verurteilt wurden. Bin mir aber nicht ganz sicher.
Kommentar:Hallo Harry, meines Wissens erhielt er die Höchststrafe, was allerdings selten vorkommt. Erinnere mich, weil ich über das Urteil erleichtert war und hoffte, dass sich die Situation in Indien dadurch verbessert. Leider gibt es aber diesbezüglich immer noch eher negative Schlagzeilen. Vielen Dank jedenfalls für Deine Rückmeldung.
Kommentar:Lieber Mark!
Dein Gedicht für sich ist schon gelungen, die Beschreibung betont die
traurige Diskrepanz zwischen einstiger großer, romantischer Liebe
und heutiger brutaler Misogynie.
Und leider kommt in Indien ja noch das unmenschliche Kasten –
(Un) Wesen hinzu.
Kommentar:Stimmt Axel. Wenn ich meinen Schülern über das Kastenwesen berichte, sind die auch ganz schön erschüttert. Und dann noch die Rolle der Frau...da kippen mir manche Mädels fast vom Stuhl. Daran habe ich während des Schreibens auch gedacht. Versuche dennoch, auch positive Facetten des Landes zu finden, denn jedes Land hat seine Stärken und Schwächen. Lg Mark
Kommentar:Das uns unmenschlich erscheinende... (zu Axel), wir haben einen anderen Hintergrund.
Mark, nicht nur Dank für das Gedicht, auch für die Geschichts-Stunde, in ihrer Kürze sehr informativ!
Wenn wegen der Verurteilung eines in unseren Augen Täters sich nicht die gesamte Gesellschaft über Nacht vom Saulus in einen Paulus verwandelt, sollte uns das nicht wundern. Die Hexenverbrennung bei uns war auch nicht über Nacht beendet. Was sich so lange in einer Gesellschaft etablieren konnte, braucht auch entsprechende Zeit für die "Aufklärung". Umso wichtiger ist es, dass "die Welt" immer wieder solche Missstände aufzeigt und verurteilt und nicht einfach als gegeben hinnimmt.
noé
Kommentar:Als ich damals die Nachrichten zu dem Vorfall sah, war ich erschüttert und - obwohl ich kein rachsüchtiger Mensch bin - froh, über die Verurteilung!
Kommentar:Danke noe und Momo für Eure Kommentare. Richtig, noe : Jede Religion ist blutbefleckt und sollte nicht nur mit dem moralischen Zeigefinger auf andere zeigen, sondern erstmal vor der eigenen Haustüre kehren.
Ich fasse mich kurz: Ich richte mich in Sachen Religion nach einem Satz des Dalai Lama :
"Es kommt nicht darauf an, was für eine Religion jemand hat, sondern dass er ein guter Mensch ist!"
Kommentar:Hallo Mark,
zuerst einmal auch von mir ein großes Lob für dein Gedicht!
Ich beschäftige mich seit vier Jahren sehr mit Indien (Romanrecherche) und möchte deshalb etwas anmerken:
Die Witwenverbrennung ist keine Regel mehr in Indien sondern absolute Ausnahme. Trauriger Alltag sind aber die Mitgiftmorde - da werden Ehefrauen umgebracht (meistens verbrannt - "Unfall in der Küche"- gekocht wird mit Gas und die üblicherweise aus Kunstfaser bestehenden Saris brennen sofort lichterloh). Grund: Eine zweite Ehefrau bringt erneut Mitgift in die Ehe. Dazu kommen die Abtreibungen weiblicher Föten (bei denen, die sich eine Ultraschalluntersuchung und den Eingriff leisten können) und die Morde an weiblichen Säuglingen (Gift ins Ohr, ausgesetzt, in kalte Tücher gewickelt usw.).Mädchen kosten den Eltern Geld, während Jungen später eine Schwiegertochter plus Mitgift ins Haus bringen.
Würde es diese Tradition der Mitgift nicht mehr geben, würde dies vielen Mädchen und Frauen das Leben retten.
Indien ist das Land der Gegensätze - es existieren ebenso das Schöne und Erhabene ... wie du ja auch geschrieben hast.
Kommentar:Vielen Dank für diese tolle Rückmeldung, Cori. Kannte manches davon noch nicht oder nur aus Lehrbüchern. Es ist einer meiner noch ausstehenden Träume, mal nach Indien zu reisen und u.a. das Taj Mahal zu sehen, mir aber auch sonstige Eindrücke zu verschaffen.
Kommentar:Ein zu Herzen gehendes - und durch die zahlreichen Kommentare - sehr lehrreiches Gedicht .Du hast einen Blick hinter die Fassade dieses wunderschönen Bauwerks ermöglicht , wovon die meisten wohl keine Ahnung haben und nur die Architektur bewundern.....Liebe Grüße , Petra
Kommentar:Interessant dein Gedicht, Mark, und auch die "indische" Liebesgeschichte, die du darin beschreibst, denn es hat mir deutlich gemacht, dass manchmal die Liebe ihre besänftigende, allumfasende Wirkung erst durch den Tod der geliebten Person entfaltet .. So als ob sie zuvor nur an sie gebunden, fast in diese einzige Beziehung "eingesperrt" wäre .. Die Liebe, die ich kenne und lebe straht mehr oder weniger auch immer nach außen aus - wenn ich jemanden liebe, befähigt mich das, auch die ganze Welt mehr zu lieben.
Tage eilen in grauen Kleidern
an mir vorbei, doch ich
glaube zu schweben, eingehüllt
in einem Mantel aus Licht.
Ich habe noch viel vor
und halte die Uhren an,
doch das Leben läuft [ ... ]
Gevatter Tod, -unsichtbarer Geselle,
verbreitest bisweilen Angst und Schrecken,
stehst von Anbeginn schon vor der Tür,
gehst neben mir, trittst an des Lebens Stelle.
Sie haben gekämpft und sie haben verloren –
am Ende sind wir alle Opfer der Zeit:
für diese sehr kurze Spanne geboren,
für die eine oder andere Gelegenheit.
Zwischen Sonnenauf- und [ ... ]