Pythias Stuhl in Delphi ist lange schon verwaist -
es ruht das Orakel
die Götter ganz ohne Ziel und . . . offensichtlich Hals über Kopf ins Nirgendwo verreist -
ein gänzlich unheilig` Debakel

New Age, Esoterik - vielfältige Scharlatanerie
Zeus sei es in Absentia und laut geklagt -
erblüht wie aus dem Nichts, und - stark wie nie

Immanuel aus Königsberg dreht sich im Grabe um
umsonst all sein Streben -
der Flötenspieler aus Hameln geht wieder um,
die Welt wird erbeben -
jener spielt die magisch bittersüße unwiderstehliche Melodie
und Rückkehr in die Zeiten angefüllt mit Zweifel, die gibt es nie . . .

in großer Zahl gibt man begeistert jetzt die schwer erworb`ne,bescheid`ne Mündigkeit leichtfertig ab
und alle scheinen leichtgläubig wie die Kinder
falsche Propheten tragen mit Begeisterung die Vernunft zu Grab
im tiefsten Herzen wird es - für alle Ewigkeiten kalter Winter

geglaubt wird Satan,Engel,Seele,Wiedergeburt –
peinlich hirnloses – abgrundtiefes Herumgeschwafel
genährt von Dummheit und schalem Aberwitz - reich scheint sie gedeckt der kleinen Geister an Varianten arme Thementafel-
noch vor ein paar Jahren hätte niemand geglaubt,
dass die Menschheit sich so schnell des Denkens beraubt
dass alte Ismen in neuem Glanz dastehen
die Räder der Geschichte sich rückwärts drehen

Aberglaube und Vorurteile machen sich breit -
wie vor langer Zeit - es ist wieder so weit -

Brennen sollen sie - die Klugen die im Geiste Hellen
an ihrer Hybris sollen sie - verdientermaßen - hart zerschellen
sie wissen nichts, was wir nicht lange schon erkannt
verjagt sie endlich und dieses Mal für alle Zeit aus unserm Land

Erkennen zeugt Schmerz und Pein -
lasst uns im gnadenvollen Unwissen –
für immer glücklich sein . . .
wie nie zuvor –
schließt mit Demut das Tor . . .
es schwinde für immer die klare Sicht –
blind und geblendet empfange man das Licht . . .


© ulli nass


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Kommentare zu "Wie Nie . . .2"

Re: Wie Nie . . .2

Autor: Karsten Stapelfeldt   Datum: 08.02.2014 13:32 Uhr

Kommentar: Wow, ich bin mal wieder zu tiefst beeindruckt. Ein bewundernswetes starkes Gedicht, mit einem bewundernswert starken Standpunkt.
Dass in unser Zeit wieder so viele blindlings auf Esoteriker, Heuchler und andere Scharlatane herreinfallen, halte ich für ein bedenkliches Zeichen.
Ich frage mich manchmal ob die Massen sich wirklich aus Dummheit blenden lassen, oder ob sie sich nicht sogar blenden lassen wollen, da das moderne Leben für die Meisten immer sinnentleerter wird.

lG Karsten

Re: Wie Nie . . .2

Autor: Hans Finke   Datum: 08.02.2014 20:41 Uhr

Kommentar: Das ist gut, das ist stark das ist bitter wahr, Ulli. Ich wünschte mir, die Welt hätte einen Hinterausgang; nicht nur ich, denk ich. Wie viele wären längst vor diesem Lug und Betrug auf allen Ebenen davongerannt. Karsten hat Recht: das sog. Moderne Leben ist eine Mogelpackung, angefüllt mit Hungerlöhnen, Politikgeschwafel, eletronischem Krimskrams, Profitgier, Ausbeutung und Menschenverachtung, nebst deren Verführung. Sinn - wo gehst du hin? Sei gegrüßt, Ulli. - Hans

Re: Wie Nie . . .2

Autor: Doris Demski   Datum: 08.02.2014 20:49 Uhr

Kommentar: Niemand ist so blind, wie der, der nicht sehen will.
Tolles Gedicht!
LG D.D.

Re: Wie Nie . . .2

Autor: ulli nass   Datum: 08.02.2014 21:00 Uhr

Kommentar: ich danke euch für das gute Gefühl, verstanden zu werden.
Trotzdem . . . Camus liegt richtig . . . Verzweiflung wäre die falsche
Konsequenz.

ulli wünscht euch ein friedvolles Wochenende

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