Vor langer Zeit, so in den 50er Jahren,
damals, als wir noch Kinder waren,
wenn wir Hunger zwischendurch verspürten,
die Mütter uns einfach ’ne Stulle schmierten.
Es gab keinen Imbiss am Straßenrand,
Döner und Hot Dog waren unbekannt.

Statt Currywurst und Pommes weiss-rot
gab’s die gute alte Stulle Brot.
Für die „Herzhaften“ bestrich man sie mit Schmalz
oder einfach nur mit Butter und Salz.
Für die „Süßen“ gab es sie mit Himbeergelee
dazu tranken wir kalten Hagebuttentee.

Keine Schokoriegel und kein Waffelsnack
befanden sich in unserem Schulgepäck,
statt dessen eine dicke Schnitte
mit Butter und Zucker in der Mitte.
Obst brachten wir uns mit von zuhause,
frische Vollmilch gab’s in der großen Pause.

Auf dem Heimweg beluden wir unsere Taschen
mit Brombeeren, so hatten wir was zum Naschen,
oder Muttern kochte in der Sommerhitze
zum Mittag einen großen Topf Rote Grütze.
Mit Buttermilch stillten wir unseren Durst,
abends gab es Schwarzbrot mit Leberwurst.

Ab und zu, nur an besonderen Tagen
durften wir nach ein paar Groschen fragen
für Comic-Heftchen oder Süßigkeiten,
worüber wir uns dann unglaublich freuten.
Das Essen war einfach, vielleicht auch gesünder,
wir waren trotzdem sehr glückliche Kinder.

Auch heute verzichte ich gern mal auf’s Kochen,
meine Liebe zum Brot ist ungebrochen.
Und an heißen Sommertagen
füllt Rote Grütze meinen Magen.


© Doris Demski 2012


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Kommentare zu "Brot und Rote Grütze"

Re: Brot und Rote Grütze

Autor: Alex Anders   Datum: 22.07.2012 20:10 Uhr

Kommentar: Sollte man als Lektüre in der Schule behandeln. MfG Alex

Re: Brot und Rote Grütze

Autor: Pedda   Datum: 09.08.2012 9:28 Uhr

Kommentar: Hallo Doris,
Suuuper! Unterstreiche jede einzelne Zeile. Das ist die Gnade unserer frühen Geburt. Bin ja auch ein Kind aus den 50ern. Wenn wir heute Kinder wären, würden wir wahrscheinlich auch mehr Junkfood essen, aber das gab es ja (zum Glück) nicht zu unserer Zeit. Schönes Thema klasse umgesetzt. Gruß Pedda

Re: Brot und Rote Grütze

Autor: Hans Finke   Datum: 13.01.2014 17:21 Uhr

Kommentar: ...ich häng mich voll an, vor allem, weil ich die Kindheit in der ehem. DDR erlebte, wo es noch eine Spur trister zu ging, in den Fünfzigern. Doch Pedda hat Recht: dem Angebot von heute wären wir vielleicht auch verfallen. Danke für den "Erinnerungsschub", Doris. LG Hans

Re: Brot und Rote Grütze

Autor: Ralf Risse   Datum: 07.02.2014 20:06 Uhr

Kommentar: Hallo Doris,. . .eine Geschichte meines Vaters ist mir beim Lesen deiner Zeilen sofort eingefallen : kurz nach dem Krieg war Brot so wertvoll wie Kuchen und mein Vater hat stundenlang, hungrig im Bett, mit der ihm für diesen Tag zugedachten Scheibe Brot gehaushaltet.Kügelchen daraus geformt und sich ein weihnachtliches Festmahl erdacht.Die Winter 1947/48 waren besonders schlimm.Für uns nicht mehr vorstellbar, zum Glück.Danke für deine nachdenklich machenden Zeilen.

LG Ralf

Re: Brot und Rote Grütze

Autor: Thilo Gröne   Datum: 07.02.2014 21:58 Uhr

Kommentar: ...wie oft habe ich eine Scheibe Brot, mit Zucker bestreut und mit Wasser verfestigt gegessen, weil es nichts anderes gab... schöne Zeilen und nicht immer mit guten Erinnerungen verbunden.
Lieber Gruß, Thilo

Re: Brot und Rote Grütze

Autor: ulli nass   Datum: 10.02.2014 22:37 Uhr

Kommentar: hi doris,
es ist doch beeindruckend, dass wir so viel aus unserer Kindheit über die Jahrzehnte zu retten vermõgen.Wir sind unsere Erinnerungen.
Meine 90jährige Mutter schreibt im Augenblick an ihrer Lebensgeschichte . . . ich bewundere sie dafür. Unsere Lebensaufgabe ist es wohl, nach Antworten zu suchen auf die Grundfragen unserer Existenz,ohne je den Mut zu verlieren.Wünsche dir alles Gute.
ulli nass

Re: Brot und Rote Grütze

Autor: Doris Demski   Datum: 11.02.2014 10:25 Uhr

Kommentar: Hallo Alex, Pedda, Hans, Ralf, Thilo und Ulli,
es freut mich sehr, dass euch mein kleiner Exkurs in meine Kindheit gefallen hat.
Habt Dank für eure Kommentare.
LG D.D.

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