Honig alter Tage
Hält mich viskos
In deinem Bann
Haftet meine Füße
Kalt-stumm und bodenlos
Wie frischer Zement

Molasse der Erinnerung
Behindert zähig
Meinen leisen Gang
Umschließt die Beine
Nass und gnadelos
Im Land des Treibsands

Sirup ungelebter Zeit
Engt unbamherzig
Meinen Fortschritt ein
Klammert am Bauch
Stur und mitleidslos
Wie abgestorb’ner Teer

Karamell des Nicht-Futurs
Erschwert naturgewaltig
Mein täglich Sein
Drückt die Kehle
Präzise und erbarmungslos
Im Land des ewigen Eis

Honig alter Tage
Sickert sanft hinein
Lässt mich nicht leben
Umgibt mich voll und ganz
Wenn-und-aber-los
Verhärtet der Zement


© Ja


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Kommentare zu "Dein Süß verinnt"

Re: Dein Süß verinnt

Autor: ThomasNill   Datum: 09.08.2020 13:44 Uhr

Kommentar: Fünf Strophen je sechs Zeilen. Streng formaler Aufbau, Die Zeilen der Strophen entsprechen sich meist in der Bedeutung, Zeile fünf mit demselben Suffix am Zeilenende.

Beschreibt die Schwierigkeit sich von einer verflossenen Liebe/Freundschaft freizumachen. Ganz gute, eindrückliche Beschreibung in verschiedenen Bildern.

Statt
Haftet meine Füße
würde ich
Haften meine Füße
schreiben.

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