Ich habe mich entblößt
Rüstung und Waffen abgelegt
matt und müd und malträtiert
steh ich nackt vor dir
frierend und so verletzlich.

Hab dargereicht dir
meine Kehle
den Hals gestreckt
kniend vor dir
hab dir auf dem Rücken liegend
den Bauch präsentiert
und mit der flachen Hand
auf den Boden geschlagen.

Hoffend
dass auch wir zwei Hand in Hand
den Weg in die Arche finden
noch einmal
den Tandemsprung ins Ungewisse wagen
noch einmal
im Blütenblätterregen tanzen
noch einmal
uns errötend in die Augen sehn
suchend und wortlos wissend
es ist so weit
reif ist die Zeit
und dann noch einmal
gegenseitig das Salz
von der Haut lecken.

Jetzt bitte keine Liebe reden!
Diesmal bitte nicht!
Nur ein kurzes Handauflegen
hätte doch genügt.

Du aber hast
mir den Todesstoß versetzt
durch lautes Lachen.


© Pedda/gog 05.02.2013


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Beschreibung des Autors zu "Sehnsucht"

Wenn einer aufgibt im Streit, weil er müde ist, sich ganz öffnet und dadurch verletzbar wird und sich nur sehnt nach einer kleinen zärtlichen Geste und der andere dann so ganz falsch reagiert... kennt ihr das?

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Kommentare zu "Sehnsucht"

Re: Sehnsucht

Autor: simon   Datum: 05.02.2013 22:48 Uhr

Kommentar: Yep! kommt mir bekannt vor! Es gibt eben Schwarze und Gelbe, auch Weiße und manche sind rot, denn gäbe es immer daselbe, so hätten wir auch unsere Not!
...es gibt eben viele gezinkte Karten des Glücks!
Das hast du schön geschrieben und es bekommt mir, auch ohne moralischen Rülpser des Mitleids!
LG Simon

Re: Sehnsucht

Autor: sissy   Datum: 06.02.2013 8:01 Uhr

Kommentar: Hallo Pedda, ich wäre in so einer Situation mit einem Lachen zufrieden.
Es gibt Menschen, denen genügt das alles nicht, die wollen auch noch deine Eingeweide. LG Sigrid

Re: Sehnsucht

Autor: Alex Anders   Datum: 06.02.2013 8:34 Uhr

Kommentar: Hallo Pedda, der Schlüssel zum Verständnis liegt vielleicht in deinem eigenen Kommentar: Du schreibst "man sehnt sich..." aber hat der andere dies überhaupt erkannt? Auch in dieser Wichtigkeit? Lachen kann hier ein Zeichen des Triumphes sein (endlich hab ich ihn so weit!) aber auch der Erleichterung (glücklicherweise gehts mir nicht so!) oder genau so der Unsicherheit (wie soll das jetzt weitergehen?) und des Selbstzweifels (was hab ich da bloß angerichtet?) In dieser Situation sollte man nicht alles von einer Interpretation abhängig machen, von einer Reaktion, die der andere womöglich inzwischen längst wieder bedauert. Ich zitiere da immer gern Joan Baez: Sei nicht so hart, denn das Leben ist kurz und dem Menschen wird nichts geschenkt! Gruß, Alex

Re: Sehnsucht

Autor: Pedda   Datum: 06.02.2013 9:44 Uhr

Kommentar: Hallo Alex, Dank für deine Gedanken. Es ist nicht aktuell, sondern schon viele Jahre her, scheint mich aber immer noch zu beschäftigen. Interessant sind deine Deutungen des Lachens. Ich habe es damals eher als Auslachen empfunden. Man überlegt dann beim nächsten Mal doppelt, ob man sich nochmal so öffnet. Und wieder ist man aus Selbstschutz ein Stückchen härter geworden und der Panzer noch etwas dicker. LG Pedda

Re: Sehnsucht

Autor: cori   Datum: 07.02.2013 0:22 Uhr

Kommentar: Hi Pedda!
... Vor ewigen Zeiten, wie in einem anderen Leben - aber da war kein Lachen, da war ein ernstes:"Mach' dich doch nicht lächerlich ..." Das war nicht weniger entwürdigend.
Danach: Meine Konsequenzen. Ende.
Und dann, irgendwann, wurde alles neu, alles gut für mich.

Wer Wege sucht, der findet sie - man muss nur offen sein und mit dem "Unmöglichen" rechnen ...
Viele Grüße
Cori

Re: Sehnsucht

Autor: Pedda   Datum: 07.02.2013 19:08 Uhr

Kommentar: Hi Cori, und alle anderen. Danke für Euren Kommentar. Thematisch ist allen alles klar, ich hätte aber wenn es euch nicht zu viel wird, gern einen Kommentar zur Umsetzung. So hätte ich gern gewusst, ob die Bilder/Metapher, die ich versucht habe, zu verwenden erkennbar sind und angemessen. 2. Strophe Allusionen des Sich-Ergebens/der Aufgabe: 1. Wolf, 2. Guillotine, 3. Hund, 4. Ringen/Judo - 3. Strophe Allusionen der Sehnsucht: 1. Zweisamkeit/Rettung, 2. Vertrauen, 3. Pure Freude zu zweit, 4. Sex. Wurde das deutlich oder nicht? Grüße an alle Pedda

Re: Sehnsucht

Autor: simon   Datum: 07.02.2013 21:06 Uhr

Kommentar: Lieber Pedda, ich habe mir die "Bilder" noch einmal genauer betrachtet und finde es stimmig und die Bilder tauchen in mir auch so auf, wie du sie "gemalt" hast! Was ich aber vom Gefühl her anders empfinde, ist der Gnadenstoß...wenn ich mich da hinein fühle, empfinde ich eher einen Todesstoß, der mir da versetzt wird. Ich glaube, das hat einen Grund. Gefühle werden oft verletzt, und die können auch wieder geheilt werden (Gefühle sind ja m. E. soziale Verträge), aber wenn wir den Todesstoß versetzt bekommen, ist es aus! ...die Emotionen wurden zerstört..das kriegen wir nicht mehr hin! Gefühle werden verletzt, die Wunden heilen zu und gut...was bleibt sind Narben! Emotionen werden zerstört, da hilft keine Wiederbelebung! Hat Sie dir nun den Gnadenstoß oder den Todesstoß versetzt? ...und, gehst du in meinen Anschauungen inhaltlich mit?
lyrische Grüße
Simon

Re: Sehnsucht

Autor: Alex Anders   Datum: 07.02.2013 23:04 Uhr

Kommentar: Hallo Pedda, da du es extra wissen willst: Das Hundebild ist nicht ganz stimmig, denn auch für den ist das Kehlebieten die Aufgabe, wohingegen der gezeigte Bauch eher auf Vertrauen schließen lässt. Beim Todesstoß stimme ich ebenfalls Simon zu, da ein Gnadenstoß Leiden abkürzen soll und hier wohl nicht beabsichtigt war. Bei früheren Schlachten gab es übrigens die sog. Garausmacher, die genau diesen Zweck hatten, allerdings auch die Leichen fledderten. Mit unseligen Grüßen, Alex

Re: Sehnsucht

Autor: Pedda   Datum: 08.02.2013 8:05 Uhr

Kommentar: @ Simon & Alex, Ich danke euch für den "Todesstoß". Da habt ihr absolut recht und ich werde es gleich ändern. Alex, den Hund lass ich mal drin, aber du hast auch recht mit Vertrauen. Danke für die Info mit den Garausmachern (Traumjob, was?). LG Pedda

Re: Sehnsucht

Autor: MonjaBenMessaoud   Datum: 10.02.2013 4:38 Uhr

Kommentar: Lieber Pedda,
vorliegend ein Text mit Treffsicherheit.
Sehnsucht und Beziehung in Anwendung. Es gibt Momente für die Tat, das gestische ergreifen eines Augenblicks. Folgt in solch einem besonderen Augenblick nur ein Wörterschwall und eben keine Hand, welche sich auf die Schulter legt, keine Arme die umgreifen, wird das essentielle eines
Partner-Erlebens zerredet. Oft irreparabel. Dein Text friert dieses Moment sehr stimmig ein. Leben lässt uns allzu oft fröstelnd zurück. Innere Kälte verjagt unser Sehnen und Glück. Mit nächtlichem Gruß, Monja

Re: Sehnsucht

Autor: Pedda   Datum: 14.02.2013 8:35 Uhr

Kommentar: Hallo Monja, das hast du sehr gut erkannt und analysiert. Es wird oft viel zu viel geredet. Man sollte sich (besonders in Europa) viel mehr berühren, streicheln, umarmen, küssen. Naturvölker berühren sich viel mehr als wir. Es gab mal in London, glaube ich, eine Aktion, wo Menschen in der City fremde Passanten einfach umarmt haben. Erst waren diese empört, doch später sagten alle, dass sie sich an diesem Tag wohler gefühlt hätten als sonst. So einfach ist das. Mit einer imaginären Umarmung, Pedda.

Re: Sehnsucht

Autor: minsal   Datum: 28.07.2013 2:07 Uhr

Kommentar: Der Text ist toll...doch die Kommentare? ...wie so oft, absolut lesenswert, so viel Mühe, Achtsamkeit.... Wieso hat das hier aufgehört?
hg Minsal

Re: Sehnsucht

Autor: Pedda   Datum: 30.07.2013 19:06 Uhr

Kommentar: Hallo Minsal, Danke für dein Lob und ja, ich finde die Kommentare auch toll. Wieso hat das aufgehört? Ich denke du meinst die Kommentare im Schreibernetzwerk im Allgemeinen, oder? Es ist sicher die inflationäre Flut in diesem Forum, die einen langsam erschlägt. Simon und Alex Anders haben darüber schon edichte verfasst. Gruß Pedda

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