Ich sitze am Schreibtisch. Mit Schmerzen. Und dieser
Behinderung. Und Krebs. Und denke mir: "Gebe auf!" Aber
dann erinnere ich mich: "An das weisse Gedicht!" An die
Worte ohne Krieg. An die Macht ohne Verlierer. An die Liebe
ohne Angst. Und sage mir so: "Schreibe weiter!" Finde den
Satz der alles ist. Finde den Mensch der alles ist. Finde
das Glück das alles ist. Und weiß! Es gibt nur Chaos: "In
meinem Leben! In meinem Körper! In meinen Wünschen!"
Aber dann denke ich: "An das weisse Gedicht!" An
den Blick der berührt. An die Sprache die liebt. An das
Wissen das lebt. Und die Welt ist anders. Und ich gebe
nicht auf!

Ich kenne das Leben ganz gut. Den Mensch und seinen
Egoismus. Die Politik und all ihre Lügen. Die Kriege ohne
jeden Sieg. Und das ist alles ohne Ende. Und es gibt wenig
Hoffnung. Nicht für mich. Nicht für andere Menschen. Nicht
für die Welt. Aber dann erinnere ich mich: "An das weisse
Gedicht!" An die Stille, wie ein Lied. An den Spaziergang,
wie ein Gebet. An das Gespräch, wie eine Geburt. Und sage
mir: "Gehe weiter!" Und finde den Gedanken mit Farbe.
Und ich denke: „An den Kuss der alles weiß! An das
Wort dem alles gehört! An den Mensch der liebt! An das
weisse Gedicht!“ Und die Welt ist anders. Und ich gebe
nicht auf!

Ich sitze am Schreibtisch. Krank. Und nach Tagen im Bett.
Und denke so, über das Leben, nach. Über grüne Nächte.
Und rote Sätze. Und weisse Gedichte. Und an Worte die
tanzen. Und an Träume die fliegen. Und an Freiheit die
zaubert. Und ich habe diese Idee. Setze mich in den
Rollstuhl. Besuche ein Cafe. Lächle mit den Menschen.
Geniesse einen Tee. Und fahre dann durch die Strassen.
Sehe blaue Häuser. Finde malende Schritte. Höre lachende
Sterne. Und erinnere mich an herrliche Feste. Und an
wunderbare Länder. Und an faszinierende Frauen. Nehme
einen Zettel. Und einen Bleistift. Und schreibe! Und beginne:
"Das weisse Gedicht!"


© Klaus Lutz


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Beschreibung des Autors zu "Weisses Gedicht"

Die Sätze sind vielleicht zu einfach. Und sie anders und treffender zu formulieren, wäre möglich. Sie auf die Ebene der Engelssprache zu heben. Die Worte wie Lieder. Ein Gedicht wie ein Chor. Sicher! Es geht immer höher. Immer weiter. Ohne alle Grenzen. Aber nach berauschenden Augenblicken. Dann fahre ich, hin und wieder, durch die Strassen. Und sehe wie das Leben wirklich ist. Menschen die nur noch genervt und gestresst sind. Und immer mehr Leute, die in Abfallkörben etwas suchen. Und wie in Supermärkten, nach jedem Cent gesehen wird. Und dann, denke ich neu über das Leben nach. Immer noch berauschend, bei dem Gedanken wie die Welt sein könnte. Aber ziemlich ernüchtert, wenn ich sehe wie die Welt ist. Und in diesr Welt, will ich dann das Paradies finden. Mit der Wahrheit. Der Wahrheit, als der Weg, zum besseren Leben. Ich meine, ich sehe klar mein Leben. Mit Krebs. Und Schwerstbehinderung. Und Gedanken, die nur noch mit Tabletten möglich sind. Und dabei geht es darum, das Leben so zu sehen wie es ist. Das kann Kraft mobilisieren. Kraft, mit der auch bessere Gedanken bleiben. Die kleinen Freuden die das Leben etwas erhellen. Und ich weiß nicht. Vielleicht gibt es überhaupt, im Leben nicht mehr als das. Oder vielleicht ist es das, mit dem das Leben einigermassen lebenswert bleibt. Oder vielleicht ist es das, was am Ende alles verändert. Die Welt sehen wie sie ist. Und nicht aufgeben. Da beginnt möglicherweise die wahre Poesie. Der Himmel auf Erden. Worte die uns als Engel besuchen. Der einzige Himmel der für uns erreichbar ist. Eine Hoffnung. Und keine falsche Hoffnung. Kleine Revolutionen. Mit kleinen Sätzen. Auf dem Weg zur Wahrheit. Oder, auf dem schmalen, steinigen Pfad zur Wahrheit. Ich weiß nicht. Jetzt habe ich den Pfaden verloren. Oder vielleicht, haben mich auch alle guten Geister verlassen. Gerade jetzt. Und dann stört noch so eine Fettfliege mit Ihrem tzzzzzzzzz tzzzzzzzzz. Aber die Poesie nicht zu verlieren. Zwischen all den Widrigkeiten des Lebens. Das ist der Anfang der Kunst. Das, was einen Mensch verändert. Und das, was die Welt verändert. Oder etwas bescheidener. Das, mit den noch so etwas Liebe erhalten bleibt. Der entscheidende Funke. Für die Zeit, wenn sie reif ist für Veränderung. So sehe ich das. Und vielleicht, gefällt dem Einen oder Anderem das Gedicht. Dann wäre die Arbeit, nicht ganz so umsonst! (C)Klaus Lutz

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Kommentare zu "Weisses Gedicht"

Re: Weisses Gedicht

Autor: Kirschbaum   Datum: 21.01.2017 21:41 Uhr

Kommentar: Immer wieder bemerkenswert welche Kraft deine Zeilen ausstrahlen. Allumfassend, Visionär, wahr. Du trägt den göttlichen funken in dir. Schön, das du ihn in die Welt hinaus trägst.

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