gestern sah ich sie zum ersten mal
die alten damen in den schwarzen
hochgeschlossenen altmodischen kleidern
deren säume auf dem boden strichen
bei jedem schritt
den sie leise setzten
raschelten...
sie kamen über die hügel und felder
welche sich unter den sohlen
ihrer staubigen ausgetretenen schuhe
von sattem grün in gelb verneigten
ein hauch umwehte sie
ein hauch von gelebtem....
langsam schritten sie
bis sie unter einem baum rasteten
hinter ihnen am baum
hing ein hitziger geselle
der strick um seinen hals lag lose
er lächelte
entfernt in den dörfern und städten
saßen fröhliche menschen
tranken gemeinsam aus einem
verschwenderisch gefüllten kelch....
dann endlich als das verneigen
in gelb und braun
den trüben blick der damen geklärt hatte
lösten sie ihre in knoten verwundenen haare....
lang und weiß fielen sie
über hagere schultern
über die faltigen gesichter
über müde augen huschte
ein hauchvon neuer lebendigkeit
aus ihren rocktaschen zogen
sie altmodische kämme
teilten nun sorgfältig
strähne für strähne
kämmten mit langen zärtlichen strichen
eine jede von ihnen
versunken
waren nun die gesichter
denn sie warteten....
bis auch der wind über die hügel kam
langsam und lautlos
noch
vom sommer müde
angezogen und gelockt
von den silbernen strähnen....
leise fuhr er ins haar der ersten
zögernd....
streichelten seine windfinger die pracht
ein lächeln zog über die faltigen gesichter
ließ die alten brüste sich stolz heben
als er in alle haare fuhr
wild und wilder damit spielte
begannen die alten einen tanz
hand gab sich in hand
sie tanzten
einen stürmischen reigen
um den baum der zum galgen ward
nun zog die schlinge zu
der geselle verstarb nach kurzem ringen
noch immer lächelnd
lustvoller wurde ihr reigen
nach und nach warf
eine jede von ihnen ab
mühsal erinnerung angst kummer sorge
stück für stück
ein jahr warfen sie ab
alles was schwer war
ließen sie los
dann waren sie des tanzens müde
legten sich nieder
unter´m baum
ihre blicke lösten blatt für blatt
als gabe als dank an den wind für den wilden tanz...
ließen die wolken schneller ziehen
die vögel in schwärmen nach besserem fliehen
so lange schauten sie
bis alles um sie herum
alt geworden war und schläfrig
sie schauten
die welt ? müde....
der wind konnte nicht von ihnen lassen
stahl sich heimlich hin und wieder
ein einzelnes haar
spielte selbstvergessen damit....
die alten schliefen
alles das was
müde war legte sich auf sie
regen tau früchte reif blätter
so sanken sie immer tiefer
in die erde
die sie dankbar duftend aufnahm.....
da liegen sie
unter dem alten baum
und schlafen
ich werde nach ihnen suchen
im nächsten frühjahr...
nur wer stirbt
kann auferstehen
...
Tage eilen in grauen Kleidern
an mir vorbei, doch ich
glaube zu schweben, eingehüllt
in einem Mantel aus Licht.
Ich habe noch viel vor
und halte die Uhren an,
doch das Leben läuft [ ... ]
Gevatter Tod, -unsichtbarer Geselle,
verbreitest bisweilen Angst und Schrecken,
stehst von Anbeginn schon vor der Tür,
gehst neben mir, trittst an des Lebens Stelle.
Sie haben gekämpft und sie haben verloren –
am Ende sind wir alle Opfer der Zeit:
für diese sehr kurze Spanne geboren,
für die eine oder andere Gelegenheit.
Zwischen Sonnenauf- und [ ... ]