Es trifft gewiss zu,
dass die Hoffnung eine Gnade darstellt.
Aber fraglos ist sie eine schwierige Gnade.
Man hat sich ihrer oft zu versichern,
denn sie ist nicht dazu angetan,
sonnigen Erbauungsfrieden anzustiften,
sondern, weit eher, uns gefasst zu machen.
Wer sich ihr anheim gibt,
ist keineswegs gegen alles gefeit.
Die Hoffnung schützt vor keinem Pantherbiss.
Aber sie lässt erkennen,
wessen wir bedürfen, um bestehen zu können.
Vielleicht
ist Hoffnung die letzte Weisheit der
Narben.
Kommentar:Dieser Text von Siegfried Lenz muss 1955 oder früher entstanden sein. Als Quelle wird ein bis 1955 unveröffentlichter Essay genannt. Abgedruckt findet sich der Text in der Prosa-Anthologie "Das kleine Mädchen Hoffnung". Die Auswahl besorgte Gerhard Wolter. Hamburg (Agentur des Rauen Hauses). 1955. Dort auf der ersten Zwischentext-Seite (unnummerierte Seite 13).
Wer weiß, wo Siegfried Lenz selbst den Text veröffentlicht hat?
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Tage eilen in grauen Kleidern
an mir vorbei, doch ich
glaube zu schweben, eingehüllt
in einem Mantel aus Licht.
Ich habe noch viel vor
und halte die Uhren an,
doch das Leben läuft [ ... ]
Gevatter Tod, -unsichtbarer Geselle,
verbreitest bisweilen Angst und Schrecken,
stehst von Anbeginn schon vor der Tür,
gehst neben mir, trittst an des Lebens Stelle.
Sie haben gekämpft und sie haben verloren –
am Ende sind wir alle Opfer der Zeit:
für diese sehr kurze Spanne geboren,
für die eine oder andere Gelegenheit.
Zwischen Sonnenauf- und [ ... ]