Es zog einst ein Mann in eine neue Stadt. Er war etwas verloren, da er die dortige Sprache nicht beherrschte und auch so niemanden in diesem Ort kannte. In seinem Haus redete niemand mit ihm. Nicht mal ein Hund bellte hinter der Tür, wenn er an ihr vorbei ging. Außer ein Herr sprach ihn nach einiger Zeit an, doch leider verstand der Neue nicht die gesprochenen Worte und dies wiederum schien den Herrn äußerst aufzuregen.
Eines Tages sagte der Herr, dass er ihm die Sprache beibringen möchte. Natürlich hatte der Neue die Worte nicht verstanden, aber er verstand die Gesten und Zeichen und von nun an trafen sie sich an jeden Tag, zur selben Zeit etwas die Sprache zu lernen. Nach einer Woche etwa, sagte wieder der Herr diesen einen Satz, welcher aber der Fremde immer noch nicht verstand und so lernten sie weiter gemeinsam die Sprache. Nach 5 Tagen versuchte es der Herr erneut mit dem selben Erfolg. Dann nach 3 Tagen, 2 Tagen und schließlich jeden Tag.
Dies ging so lange bis ein Monat vergangen war. Die beiden Menschen saßen an einen kleinen Tisch und gingen ein paar Vokabeln durch. Danach sagte der Herr wieder seinen Satz und endlich verstand der Fremde ihn:

„Wir möchten keine Fremden in unserer Stadt!“

Zu erst freute sich der Fremde, endlich den Satz verstanden zu haben, bis er begriff, was dieser Satz bedeutete. Der Fremde stand vorsichtig auf, bedankte sich für den Unterricht und verschwand durch die Tür. Ab diesen Tag hat niemand mehr den Fremden in der Stadt, im Viertel oder im Haus jemals wieder gesehen.


© PeKedilly 2014


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Beschreibung des Autors zu "Verständigungsproblem"

Man findet in der Soziologie das Problem, dass Immigranten der ersten Generation sich weniger ausgegrenzt fühlen als ihre Kinder. Dies wird darauf zurück geführt, dass es in der ersten Generation Verständigungsprobleme gibt und sie dadurch die Ausgrenzung nicht wahrnehmen.

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Kommentare zu "Verständigungsproblem"

Re: Verständigungsproblem

Autor: noé   Datum: 25.04.2014 3:17 Uhr

Kommentar: Es kann aber auch sein, dass die erste Generation einfach zu viel mit Über-leben zu tun hat und erst die zweite Generation auch für andere Dinge den Kopf frei hat. Vielleicht auch aus einer Kombination von beidem. So jedenfalls habe ich es in meiner Berufswelt wahrgenommen. Die Gewichtung wird eine andere. Nicht umsonst heißt es: "Der ersten Generation der Tod, der zweiten die Not, der dritten das Brot".
noé

Re: Verständigungsproblem

Autor: PeKedilly   Datum: 25.04.2014 7:30 Uhr

Kommentar: Kann ich natürlich nicht verneinen.

Re: Verständigungsproblem

Autor: noé   Datum: 25.04.2014 7:33 Uhr

Kommentar: Doppelte Verneinung? (zwinker-lach)
noé

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