Eigentlich war alles wie immer, dachte ich zumindest. Es war Mitte Oktober, die Blätter fielen von den Bäumen, draußen war es kalt und regnerisch. Es herrschte eine Eises Kälte da draußen, richtiges Oktoberwetter. Ich saß, wie eigentlich jeden Abend mit meiner Mutter in der Küche, und aß mit Ihr zu Abend. Es muss so 18 Uhr gewesen sein, als ich kurz nach dem Essen die Fenster schließen, und die Rolladen herunterlassen wollte, da es später immer kälter wurde und die Abenddämmerung einbrach. Als ich in der Küche das Fenster schließen wollte, sah ich ein Mädchen. Es stand' starr auf der anderen Straßenseite, mit einem geraden Rücken und schaute zu mir herüber. Sie hatte lange, blonde aber dreckig und ungepflegt aussehende Haare. Ihre Haut war weiß wie Schnee, aber Ihr Gesicht war makellos schön. Sie hatte leuchtende Augen, von den ich im ersten Moment dachte sie hätten einen leichten Rotstich, Ihre Lippe waren rot, voll und schön. Im ersten Moment sah Sie wunderschön aus, doch nachdem ich mir kurz die Augen rieb, und Sie dann wieder anstarrte, sah ich das Ihre Lippen sehr kaputt waren. Es sah fast aus, als würde sie ständig darauf herum kauen. Als ich sie mir weiter ansah' fiel mir auf das Sie dünn und abgemagert war. Sie bestand fast nur aus Knochen, überzogen mit Haut. Mir lief ein eiskalter Schauer über den Rücken, als ich Ihre dürren, knochigen und nackten Beine sah, während ich gleichzeitig feststellte, das sie nichts als ein langes, Ihr bis zu den Knien gehendes, weißes T-Shirt trug. Ich rief meine Mutter, da ich meinen Augen nicht trauen konnte, nach dem ich sah' das das Mädchen eine Puppe in Ihrer dürren Hand hielt, die genau so aussah wie Sie. Meine Mutter stand auf, kam zu mir und legte eine Hand auf meine Schulter. "S..siehst Du dieses Mädchen dort, Mum?" flüsterte ich Ihr aus unerklärlichen Gründen zu. Sie enttäuschte mich als Sie sagte "Nein, Spatz. Dort draußen ist nichts als die Abenddämmerung zu sehen." Ich blieb steif stehen, das atmen fiel mir immer schwerer, mir blieb fast ganz die Luft weg. Ich sah' ein Mädchen, das nicht da war? Ich frage sie noch ein Mal :" Siehst Du sie? ", aber sie verneinte. "Du bist wahrscheinlich übermüdet..", brachte Sie leicht schwer keuchend heraus. "Dort draußen ist nichts zu sehen", sagte sie anschließend, schloss ruckartig das Fenster und zog das Rollo herunter. Ich glaubte Ihr, ich glaubte meiner Mum immer, also setzte ich mich zurück an den Tisch, und starrte den Küchentisch an. Mum zog den Stuhl neben mir zurück, setzte sich drauf und schaute mich an. Stille. Keiner sagte ein Wort, oder gab überhaupt irgendeinen Ton von sich. "Mum, Sie war dürr, Sie trug nichts als ein T-Shirt, bei der Kälte" brachte ich schließlich panisch über die Lippen. "Was ist wenn Sie erfriert, ich muss Ihr helfen". Mum versuchte mich mit Ihrer Stimme zu beruhigen. Ich legte meinen Kopf an Ihre Brust, das tat ich immer wenn es mir nicht gut ging. Sie streichelte sanft meinen Hinterkopf als Sie immer wieder ein leises "pshht" über die Lippen brach. "Ganz ruhig, Spatz". "Ich dreh' durch Mum. Ich werde verrückt." Ich krallte mich in Ihrem T_Shirt fest. Ich befand mich in einem Zustand aus Schock und Nervenzusammenbruch. Ich versuchte die ganze Zeit stark zu sein, und nicht zu weinen, doch dann brach es aus mir heraus. Ich konnte die Tränen nicht zurückhalten. Wieso ich geweint habe, weiß ich nicht genau. Aus Angst? Aus Schuldgefühlen? Das einzige was ich in diesem Moment klar wusste war, das ich dieses Mädchen wirklich gesehen habe, es da war, und ich Ihr helfen musste. Ich ließ das T_Shirt meiner Mum los, wischte mir die Tränen aus der Hand, sprang auf und ging Richtung Flur. Ich schlüpfte in meine Turnschuh', zog mir eine Jacke über und öffnete die Tür. Da stand' ich nun. Meinen Ängsten, Gefühlen und der Kälte ausgeliefert, gegenüber des Mädchens das immer noch unser Küchenfenster anstarrte. Ich sah sie an, traute mich aber nicht auch nur einen Schritt nach vorn zu gehen. Was ist wenn Sie gefährlich ist? Uns trennten nun nur noch die etwa 8 Meter breite Straße und unser Grundstück voneinander. Als ich nach langen Überlegungen endlich beschlossen habe auf Sie zu zu gehen, kam ein eiskalter Wind auf, der mir direkt in das Gesicht pustete. Die beißende Kälte des Windes brannten auf meiner Haut. Meine Augen fingen an zu Tränen, daher musste ich Sie kurz schließen, um nicht noch mehr Wind in die Auge gepustet zu bekommen, außerdem hielt ich meine Arme als kleinen Schutz vor mein Gesicht. Als ich spürte das der Wind nach lies öffnete ich meine Augen wieder, nahm langsam die Arme wieder runter und.. Sie war weg. Ich konnte sie nicht mehr sehen. Ich sah nach links, drehte meinen Kopf wieder nach Rechts. Ich sah nach oben, nach unten, drehte mich um mich selbst, doch ich sah' sie nicht mehr. In mir brach eine Riesen Panik aus. Was ist wenn Sie an mir vorbei in Unser Haus gelaufen ist und nun Mum' etwas tut? Ich drehte mich um, ging leise in das Haus und rief "Mum, was machst Du gerade?" Als Antwort bekam ich ein einfaches "Ah, Du bist wieder drinnen. Komm doch bitte mal her' ich brauche deine Hilfe". Ihre Stimme klang noch immer sehr ruhig, so wie immer. Ich zog meine Schuhe aus und hing meine Jacke wieder an den Kleiderständer, schloss die Tür und folgte der warmen Stimme meiner Mum. Sie saß da, so friedlich auf dem Sessel und strickte mir ein Paar Wollsocken für den kommenden Winter. Sie sah auf und lächelte mich an. "Kannst Du das wohl mal festhalten, Kate? Mein Rücken macht mir wieder mal zu schaffen, und ich alte Hexe komme nicht mehr aus dem Sessel" Sie grinste nachdem sie diesen Satz beendete. "Natürlich", ich nickte. Ich ging auf den Sessel zu und nahm Ihr die Wolle ab. Sie quälte sich aus dem Sessel, gab mir einen Kuss auf die Stirn und bedankte sich mit dieser kleinen Geste, bevor sie in die Küche schlich. Ich dumme Kuh - war das einzige was mir gerade in den Sinn kam. Ich lieferte meine Mutter so einer Gefahr aus, wegen meinen Halluzinationen, doch als ich gerade dachte das alles gut wird schrie Sie. "NEIN!" Ich lief so schnell ich konnte in die Küche und da lag sie dann. Ihr Kopf verdreht, stark blutend lag Mum dort vor mir auf dem Boden. Mir wurde schlecht als ich den Biss in Ihrem Bauch sah. Ich fing an zu weinen & zu schreien. "Mum, nein. Nein, steh auf Du blöde Kuh". Sie reagierte nicht. Ich war kurz davor auf den Boden zu fallen, ich fing an zu Zittern. Angst durchfuhr meinen Körper. Ich musste hier weg, musste Mum tot auf dem Boden zurück lassen. Ich schlüpfte in meine Schuhe, zog mir eine Jacke über und rannte aus der Tür. Mein Atmen war schnell, ich weinte. Ich war so aufgebracht wie noch nie in meinem Leben. Ich machte das Auto auf, setzte mich und schlug hinter mir die Tür zu. Nun, ich hatte meinen Führerschein erst seit kurzem, und ich war mir noch sehr fahr unsicher. Doch das vergaß ich in dem Moment. Ich stecke den Schlüssel, schaltete das Auto ein und fuhr aus der Ausfahrt. Durch den Rückspiegel sah ich unser Haus, die Tür die von meinem schnellen Aufbruch noch immer offenstand und in der Tür stand wieder das Mädchen. Blut lief ihre Mundwinkel herunter, und sie sah mir nach. Ich wusste das fliehen nicht viel bringt, da ich keine Chancen gegenüber dieses Monsters habe. Ich wusste das Sie mich als nächstes will. Panik machte sich breit, ich fühlte mich einsam. Die Scheiben beschlugen durch die Kälte, ich schaltete die Heizung ein. Wie es das Schicksal wollte blieb das Auto nach gut einer halben Stunde fahrt stehen. Ich versuchte immer wieder hysterisch das Auto zum laufen zu bringen, dann kamen mir Mum's Worte wieder in den Sinn. "Gott, Kate. Aus einkaufen fahren wird nichts, wir müssen morgen erst ein Mal zur Tankstelle bevor wir mit der alten Karren noch irgend wo hinkommen". Der Sprit war leer. Ich saß in einem Auto ohne Tank auf einer einsamen, nicht befahrenen Straße, während eine Irre, die meine Mutter tot biss, mich verfolgte. Ich schrie. Ich schrie das ganze Auto zusammen, aber keiner hörte mich. Meine Kräfte verließen mich und mein Körper hielt langsam der Kälte nicht mehr Stand. Es war mitten in der Nacht, es war dunkel. Ich wollte mich ablenken und versuchen mich zu beruhigen. Immer wieder sagte ich mir leise "pshht", so wie Mum es immer getan hat. Nach einer gefühlten Ewigkeit schaltete ich das Autoradio ein. Es lief komische Musik, Midnight Tracks. War überhaupt nicht mein Fall. Anfangs dachte ich das alle Geräusche die ich hörte aus dem Radio erklangen, doch da täuschte ich mich. Immer wieder hörte ich ein leichtes Trommeln. Hat man genauer hingehört, hörte man das dieses Trommeln nicht zu dem Song im Radio gehörte. Ich drehte das Radio lauter, doch das Getrommel wurde ebenso lauter. Plötzlich hörte ich eine Stimme, ein Polizist? "Sie müsse jetzt das tun was ich Ihnen sage, Miss. Ich zähle nun bis 3. Bei 1 öffnen Sie die Autotür, bei 2 steigen Sie aus, und bei 3 rennen Sie so schnell sie können zu mir rüber, haben Sie das verstanden?" Ich war mir nicht sicher ob ich auf die fremde Stimme hören sollte..

...1.......2.......3...


..Ich befolgte jeden Schritt, und landete letztendlich in den Armen eines gut gebauten Polizisten. Er rief mir zu das ich sofort in sein Auto rennen soll. Doch, ehe ich los rennen konnte, sah' ich das das Mädchen auf meinem Autodach saß und mit dem Kopf meiner Mutter auf dem Auto herum trommelte. Und dann sah ich zu wie der Polizist gut treffend dem jungen Mädchen in den Kopf schoss..


© J.R.


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