„Meiner unmaßgeblichen Vielodoofie nach, geht ein komplettes Kamel nur dann durch ein Nadelöhr, wenn 2 oder 3 Reiche, zwecks siebtem Himmel, in ihrem Namen, gut beieinander sind. So sei es!“

Woher die Stimme kam, wusste keiner der Anwesenden, im Münster des Münstertals, bei Münsterhausen, im Münsterland. Und auch keiner der Anwesenden konnte sich eine richtige Vorstellung davon machen. Ja, nicht einmal die Wesenden wussten Bescheid, von den Verwesenden einmal ganz zu schweigen…
Nur die Orgel spielte eine (von 2 schrägen Engeln) getragene Melodie dazu.

Unbeeindruckt durch das ungläubige Staunen der Gläubigen, wie auch der Gläubiger, vollzog es sich wie eine Seance – das Geplapper der Stimmen, die man im Diesseits für jenseitig halten mochte, obwohl sie doch keines von beiden, oder vielleicht auch beides zusammen waren.

Vorne, ganz rechts, neben dem Hoch-Jubel-Altar, begann eine Marienstatue zu weinen. Wie aufregend! Doch, weinte sie vor Lachen oder vor Glück, oder am Ende lediglich nur der Tränen wegen? Egal! Viel aufregender noch war, daß jetzt alle Heiligen, wie auf Kommando, weinten.

Eine Erklärung hierfür gab es nicht! Nur diese, vielleicht ein wenig zu wissenschaftlich angehauchte Andeutung eines Theologiestudenten, ließ diverse Fehlschlüsse zu, ohne jedoch Aufschlüsse auszuschließen. Im Nachhinein, quasi, im Anschluss an das Staunen, rekapitulierte Privat-Dozent Professor Erdrosselbart zu Faltenstein-Nörgelried, habe sich einfach entschieden zu viel feuchter Atem aus den offenstehenden Mündern der Stauner befreit und damit, Samt oder Sonders, Hü oder Hott, Hopp oder Top, gewissermaßen ein intaktes Kleinklima gebildet, in welchem es jederzeit auch hätte zu einem Wolkenbruch kommen können.

Vorher jedoch kondensierte – auf eventuell höhere Fügung hin – die Luft in Tröpfchen, vorzugsweise auf dem Münstergold, sowie den lackierten Gipsköpfen und führte schließlich zu einem geradezu weikrampfartigen Heilen der Heuligen, äh, Heulen der Heiligen. Das Winseln der Orgel tat ein Übriges und trug nichtsdestoweniger, sowie nichtsdestomehr- oder trotz allem, zur Rührung der gesamten Gemeinde, wie auch ihrer Mit-Glieder bei. Schön!

„Die Wahrheit des Glaubens führt immer über Umwege zur Erfüllung“, sagte ein, nicht weiter wichtiger, Wallfahrer warnend in die Menge. „Das halte ich aber für eine Hyp(r)othese!“ entgegnete ein subversives Element, von vor der Münstertüre, der die Gedanken des Wallfahrers mehr erahnt, als akustisch verstanden hatte. Ein weiteres Wunder?

Doch, dessen ungeachtet, setzte nun monotones Murmeln ein, das die geheiligten Hallen alsbald erfüllte wie Honig den Bienenstock:
„Wernichtmitunsistderistgegenunssowahrunswerhelfeinirgendjemandesnamenamen“. Daraufhin wiederholte die ganze Gemeinde noch einmal: „Superkalifra…“ Nein: „Wernichtmitun…“ usw.

Einer, der sich selbst zum Einpeitscher ernannt hatte, rannte die murmelnden Reihen auf und ab, hob und senkte die Hände, als wolle er etwas tragen und nicht tragen, wobei er „…nichtmitunsis..“, oder auch „…sowahrunsirg…“ anstimmte. Damit wollte er vermutlich die Lascheren in der, in Bewegung gekommenen, Masse ermuntern wieder lauter zu werden.

Woher die Stimme kam, die ursächlich für diesen Vorgang war, wusste nur ich, der leibhaftige Nichtjesus, aus dem Trabantenfeld alles Erlebbaren. In einem unseligen Augenblick fehlender Selbstkontrolle, hatte ich ihn, diesen seltsamen Text, höchstselbst, bzw. in meiner unmaßgeblichen Daseinswut, vor meiner über alle Maßen und mit allen Massen erbosten Begleiterin, völlig unqualifiziert von mir gegeben.

Meine Reue kam jedoch zu spät. Obwohl zurückgeblieben, wurde ich nun von den Ereignissen überrollt, denn – so dumm ich auch war – ich wusste: diese Tsunami-Welle würde eines Tages zurück kommen und über meinem Haupte zusammenschlagen wie ein Gottesgericht, nein, nicht wie Minestrone, oder Spaghetti Carbonara, sondern wie langsam malende Mühlen z. B. So
würde es über mich kommen, das Münster, im Münstertal, bei Münsterhausen, im Münsterland. Und dann würde mir auch die spitzfindigste Vielodoofie nichts mehr helfen.

Aber vorher wurde es Nacht! War ich gerettet?


© Alf Glocker


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Kommentare zu "Die Münsteranologie"

Re: Die Münsteranologie

Autor: noé   Datum: 25.07.2014 15:10 Uhr

Kommentar: So ist es vielleicht öfter als gedacht:
Das unqualifizierte Wort unreflektiert an unpassenden Orten vor den unrichtigen Ohren ausgesprochen, verursacht eine unkontrollierbare Welle unerwünschter Ereignisse mit äußerst unschönen Folgen...
BiSi

Re: Die Münsteranologie

Autor: Alf Glocker   Datum: 26.07.2014 16:23 Uhr

Kommentar: unglaublich... :-))

CraBro

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