Neulich hat Watson den Sherlock gefragt,
ob das Wort "Krimigedicht" ihm was sagt:
"Kennen Sie unsere geistigen Väter?
Der eine heißt Axel, der andere Peter.
Die beiden verfassen seit Monaten schon
Gedichte über Ihre und meine Person.
Der Axel, der hat einst begonnen,
der Peter hat's dann weiter gesponnen,
damit man es sich besser merke,
"Krimigedichte" nennen sie ihre Werke."

"Natürlich kenn' ich diese Täter,
den dreisten Axel und frechen Peter.
Ich find' ihre Dichtkunst ganz vergnüglich,
sie trifft uns zwei ja auch vorzüglich.
Die beiden Dichter, die sind doch auf Zack,
ihr beißender Stil, ganz nach meinem Geschmack."

"Ja, ich find ihre Lyrik auch gelungen,
hab' alle Gedichte mit Wonne verschlungen.
Es ist nur so, dass mit zittrigen Händen,
sie nur noch Krimiverse vollenden.
And're Kunst – wozu sie auch in der Lage –
fördern die beiden kaum noch zu Tage.
Darum beklagen sie sich sehr,
sie meinen es sei echt nicht fair,
stets wenn sie ihren Grips anstrengen,
wir zwei uns gleich nach vorne drängen,
und darum reimen die armen Wichte
immer wieder nur Krimigedichte."

Da hat unser Sherlock nur breit gegrient
und meint, er hätt’s ja auch verdient,
dass man agil aus vollem Leibe
über den größten Denker schreibe:
"Gedruckte Werke über mein Leben,
regalvoll sollte es davon geben.
Gut, meinetwegen von uns beiden,
Sie wissen ja, ich bin bescheiden."

"Dennoch, Holmes, wir sollten bedenken,
uns ein wenig zu beschränken,
damit wir weiterhin was gelten,
denn wertvoll ist doch nur, was selten,
sonst droht noch Krimi-Inflation,
so viele Gedichte gibt es schon."

"Die beiden soll'n sich nicht so haben,
die Leser sich doch d'ran erlaben.
Sie sind auch Freunde, keine Feinde,
ham' schon 'ne echte Fangemeinde,
die will, dass sie wohl weiter dichten,
die tollen Sherlock Holmes-Geschichten."

"Ja, ja, die sind schon eine Wucht,
doch ist es fast schon eine Sucht.
Hat einer ein neues Werk verfasst,
worauf der andere erblasst,
und es lässt diesen dann nicht ruh'n,
es dem Kollegen gleich zu tun -
ein Trieb, der sie kaum ruhen lässt,
die sind doch beide schon gestresst."

"Ach, Watson, was soll denn das Gezeter
Von Vater Axel und Papa Peter?
Die dürfen doch Verse nur variieren,
weil wir sie immer inspirieren."

"Ich schlage vor, ein kleines Stück,
zieh'n wir zwei uns jetzt mal zurück.
Doch ich betone hier, in spe
ham' die zwei eine tolle Idee,
oder lösen wir genial einen Fall,
dann nehm' sie sicher auf den Ball
und machen ein neues Krimigedicht.
Seh'n Sie, nun strahlt doch Ihr Gesicht."

"Ja, lieber Watson, vielen Dank,
jetzt ist mir wirklich nicht mehr bang.
Wir könn' der Leserschaft berichten:
Axel und Peter werden weiter dichten.
Sie haben wirklich keine Wahl,
denn ich bin immer genial.
Krimigedichte wird's daher lange noch geben
und lassen uns zwei ewig leben*."


P.S.
*Die zwei letzten Zeilen sind frei nach Shakespeare’s berühmtem Sonett Nr. 18 (Shall I compare thee to a summer’s day) und lauten im Original: „So long as men can breathe or eyes can see, / so long lives this and this gives life to thee."


© Pedda/gog 12.06.2013


6 Lesern gefällt dieser Text.








Beschreibung des Autors zu "Krimigedicht 53: Sherlock Holmes jagt Axel und Peter"

Habe mich hier mal auf eine Metaebene begeben und lasse unsere Helden der Krimigedichte über ihre "Erzeuger", Axel, alias Alex Anders und Peter, alias Pedda, schwadronieren. Ein wenig Selbstbeweihräucherung ist natürlich auch dabei - ganz im Stil von Sherlock Holmes. Alex, habe dein Einverständnis hierzu einfach mal vorausgesetzt. Viel Spaß Euer Pedda.

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Kommentare zu "Krimigedicht 53: Sherlock Holmes jagt Axel und Peter"

Re: Krimigedicht 53: Sherlock Holmes jagt Axel und Peter

Autor: Annegret   Datum: 12.06.2013 13:26 Uhr

Kommentar: Hallo Pedda,
wie immer genial! Bitte das Dichten nicht einstellen!
Gruß
Annegret

Re: Krimigedicht 53: Sherlock Holmes jagt Axel und Peter

Autor: Pedda   Datum: 12.06.2013 13:31 Uhr

Kommentar: Hallo Annegret, nee, nicht einstellen, nur - wie Watson schon sagt - vielleicht etwas weniger wegen der Inflation. Dann sind sie noch wertvoller. Gruß Pedda

Re: Krimigedicht 53: Sherlock Holmes jagt Axel und Peter

Autor: Annegret   Datum: 12.06.2013 14:14 Uhr

Kommentar: Hallo Pedda,
nee, nee, damit bin ich nicht einverstanden.
Gruß
Annegret

Re: Krimigedicht 53: Sherlock Holmes jagt Axel und Peter

Autor: Karwatzki,Wolfgang   Datum: 12.06.2013 14:28 Uhr

Kommentar: Hi Pedda,
zur Selbstironie gehört auf der positiven Seite auch Selbstlob,das hier so locker und süffisant verpackt daherkommt.
Bin gespannt,wie Con-Vater Alex antwortet. Oder droht gar ein Vaterschaftsverfahren durch alle Gedichtsinstanzen?
Gruß
Wolfgang

P.S.
Weil die Krimigedichtreihe hier schon Kultstatus erreicht hat, habe ich heute erstmals dein Gedicht mit "gefällt" angeklickt, ohne es vorher gelesen zu haben.

Re: Krimigedicht 53: Sherlock Holmes jagt Axel und Peter

Autor: Pedda   Datum: 12.06.2013 14:50 Uhr

Kommentar: Ha, ha! Wolfgang, deine Kommentare sind ja stets köstlich. Den "gefällt mir"-Klicker kann man bei uns dreien ja schon obligatorisch setzen und wenn er mal nicht gedrückt wurde, dann wurde es einfach vergessen und war keine Absicht."Gedichtsinstanzen" = herrliches Wortspiel! Ja, ich bin auch gespannt, was der geistige Urheber dazu sagt. Es wäre doch für einen möglichen Gedichtband ein schönes Abschlussgedicht - so quasi als Epilog, oder? Gruß Pedda

Re: Krimigedicht 53: Sherlock Holmes jagt Axel und Peter

Autor: Alex Anders   Datum: 12.06.2013 17:27 Uhr

Kommentar: Hi Pedda,

erlaubt ist, was Spaß macht! Der ist sicherlich vorhanden, du kennst mich ja inzwischen ein wenig. Wir können es ggf. nach hinten verschieben, wenn es als Abschluss gedacht ist, so auf die Nummer 53tausend. Bin nur im Moment mit Zahnschmerzen etwas gehandicapt, hab aber schon ein Gedicht drüber (demnächst hier). Ein weiteres K. ist auch fertig, bis bald

Alex

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